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Konstanz ist sein Markenzeichen

Das Ende einer Ära: Trainer Adrian Brüngger gibt sein Amt nach 14 Jahren freiwillig ab. Damit verliert der Traditionsverein Pfadi Winterthur seinen erfolgreichen Trainer und eine grosse Persönlichkeit. Adrian Brüngger kündigte bereits am 30. November 2020 an, sein bisheriges Amt als Trainer & Coach des NLA-Teams auf Ende Saison seinem Nachfolger Goran Cvetkovic zu überlassen.

Adrian Brüngger hat Pfadi geprägt, wie das zuvor noch keinem Trainer über einen solch langen Zeitraum und in derart ausgeprägter Konstanz gelungen ist. Mit 12 Jahren begann seine Laufbahn als junger Handballer im Nachwuchs. Er schaffte später den Sprung in die NLA (heute Quickline Handball League QHL). Als Spieler stand er erst bei seinem Stammverein, später bei den Kadetten Schaffhausen im Einsatz. Schon bald nach dem Studium fand er Erfüllung im Beruf und vermehrt auch in der Trainertätigkeit.

Adrian Brüngger übernahm das Traineramt beim NLA Verein mitten in der Saison 2006/2007 als Nachfolger von Peter Bruppacher, damals interimsmässig bis Ende Saison. Davor stand er als Trainer für die Vereine Seen Tigers (1. Liga) und für Pfadi Winterthur beim Eliteteam der damaligen U21 im Einsatz. Auf die nachfolgende Saison wechselte das NLA-Traineramt zu einem Weltmeister, zu Markus Baur, dem ehemaligen Captain der deutschen Nationalmannschaft aus Mimmenhausen. «Schorsch», so sein Spitzname, startet bei Pfadi seine Karriere als Spielertrainer und Adrian Brüngger wurde sein Assistent. Doch bereits Ende Jahr zog Markus Baur weiter zum Bundesligisten Lemgo und Adrian Brüngger übernahm per 1. Januar 2008 den Tabellenfünften der NLA erneut als Cheftrainer. In dieser Funktion blieb er bis zum nun angekündigten Rücktritt per Ende Saison 2020/2021.

«Der Trainerberuf ist vielseitig und spannend.
Ich arbeite gerne mit Menschen.»

Adrian Brüngger, der Pfader mit viel Herzblut, engagierte sich aber nicht nur als Spieler und Trainer für seinen Verein. Der heute 45-jährige war zwischen Januar 2010 und April 2013 im Doppelmandat auch noch Geschäftsführer des Vereins. Zwischenzeitlich war sogar die Rede davon, dass er zusätzlich das Präsidium übernehmen solle, doch soweit kam es dann doch nicht. Aber sein Engagement für den Verein war immens, neben und dazwischen auch mal auf dem Platz.

Nur, sein allerletzter sportliche Einsatz endete äusserst unglücklich. Eingesprungen als Ersatz bei Pfadi‘s Zweitligamannschaft HC Kloten, erlitt der Abwehrspezialist eine starke und sehr schmerzhafte Prellung im Oberschenkel – vermeintlich nichts Aussergewöhnliches. Jedenfalls stand er kurze Zeit später als Coach dennoch in Aarau beim NLA-Spiel gegen HSC Suhr Aarau an der Seitenlinie. Zur normalen Heimfahrt kam es dann allerdings nicht mehr, denn Adrian Brüngger musste nach der Partie notfallmässig ins Spital Aarau eingeliefert werden. Später hiess es, wäre er nicht unverzüglich noch in derselben Nacht notoperiert worden, hätte der geprellte Muskel schwerste Schäden erlitten. Eine Woche später konnte Adrian Brüngger das Spital in Winterthur verlassen, musste jedoch infolge starker Schmerzen nochmals zurückkehren und wurde erneut operiert. Jetzt war für den zähen Verteidiger klar, seine Spielerkarriere würde endgültig keine Fortsetzung finden.

Adrian Brüngger gilt als zielstrebig und akribisch arbeitender Trainer. Als einstiger Abwehrspezialist (und manchmal auch Haudegen) setzt er in der Regel die Priorität auf eine starke, offensiv ausgerichtete Abwehr. Er hatte schliesslich in Pfadi’s glorreichen 90-er Jahren gelernt, wie man Grössen wie den THW Kiel, den FC Barcelona, Badel Zagreb und Viele mehr damit schlagen kann. Mit der späteren Regeländerung «schnelle Mitte» fand er aber auch am druckvollen Tempohandball immer mehr seinen Gefallen. Über all die Jahre entwickelte er – trotz vieler Wechsel und ausgeprägten Verletzungssorgen – dafür stets ein Team, welches für die Gegner schwer auszurechnen war. Das ist bis heute so geblieben. Ein weiterer Beweis der langen  Konstanz in der Arbeit von Trainer Adrian Brüngger.

«Nur reden reicht nicht,
man muss bereit sein, anzupacken.»

Bald wird der Henggarter den bisher gewohnten Vollgasmodus verlassen und darf sich vermehrt auf freie Zeit mit seiner Frau Nicole und seinen drei Kindern freuen. Pfadi Winterthur Handball wünscht ihm dazu alles Gute und vor allem beste Gesundheit. Danke Adi!

Ein Leben für den Handballsport

Die Meilensteine von Adrian Brüngger als NLA-Spieler bei Pfadi
■  Schweizermeister 1996, 1997, 1998
■  Cupsieger 1998
■  EHF-Champions-League: 1996: 2. Rang Gruppenspiele | 1997: Viertelfinal | 1998: Viertelfinal

Die Meilensteine von Adrian Brüngger als Pfadi-Trainer
■  Schweizermeister: 2021
■  Meisterschaft: seit 2010 stets unter den Top-3 der Liga rangiert
■  Schweizercup: 3-facher Cupsieger (2010/2015/2018)
■  Supercup: Sieger Saison 2018/19
■  International: Gruppenphase im EHF Cup 2014-15 (als erste Schweizer Mannschaft) und 2015-16
■  Nationalmannschaft: ab September 2013 im Trainer Kompetenz-Team (mit Martin Rubin, Petr Hrachovec, Michael Suter)
….bis zum Amtsantritt von Rolf Brack Ende Dezember (Yellow-Cup).

Besonderes
■  Über den gesamten Zeitraum nur zwei (!) Spiele verpasst:
….November 2011 -> RTV 1879 Basel (Spitalaufenthalt)
….November 2020 -> GC Amicitia Zürich (positiver Corona-Test)

Die Meilensteine von Adrian Brüngger rund um Pfadi
■  
Film-Schauspieler
■  Repräsentant und Referent
■  Geniesser

Bilder: Pfadi-Archiv und Martin Deuring | www.deuring-photography.com