Captain Kevin Jud im Interview
Da sitzt er, in der Kabine, alleine am Tisch, vor ihm ein wohlverdienter Teller Pasta. Zwischen dem soeben realisierten Halbfinal-Einzug und dem bevorstehenden Cupfinal vom kommenden Samstag, 07. Mai 2022 gegen GC Amicitia Zürich in Bern (18.30 Uhr). Müde aber zufrieden. Das Adrenalin weicht langsam aus seinem Körper. Die Spielszenen und die Dramatik sind noch präsent, die atemberaubende Atmosphäre eingeprägt. Den Schlaf wird er noch lange nicht finden, die Analyse und der Vorausblick fallen ihm dennoch nicht schwer. Blitzschnell und präzise, wie er es auf dem Spielfeld tut, analysiert er das Vergangene und blickt auf das Bevorstehende.
Der Dirigent des Pfadi-Spiels, wie ihn SRF-Kommentator Stephan Liniger treffend nannte, findet im Interview bemerkenswerte Worte über sein Team und die Aktualität. Er ordnet ein was war, was ist und was nun kommen wird. Captain Kevin Jud im Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – Tradition, Ambition und Identifikation.
Kevin, wie wichtig ist der Halbfinal-Einzug vom Mittwoch im Hinblick auf den bevorstehenden Cupfinal vom Samstag?
Kevin Jud: «Unglaublich wichtig. Der Anspruch von uns als Team und von Pfadi Winterthur als Verein ist mehr als ein Ausscheiden im Viertelfinal. Deshalb gibt uns der Einzug in die Halbfinals extrem viel Selbstvertrauen und Motivation für die kommenden Aufgaben. Auch wenn es eine extrem lange, fordernde Serie war, ist deren erfolgreicher Ausgang extrem wichtig. Jetzt gehen wir mit breiter Brust nach Bern an den Cupfinal.»
War es hinsichtlich des Drucks auch eine Art Hauptprobe dafür?
Kevin Jud: «Definitiv. Den Druck müssen wir nicht schönreden, er war da. Wir haben ihn aber als Mannschaft auch gesetzt und gesucht. Unsere Ansprüche sind und bleiben hoch – wir wollen alle Titel gewinnen. Es war eine sehr gute Hauptprobe und einmal mehr haben wir in dieser Saison ein Finalspiel gewonnen – das zeichnet unsere Mannschaft aus.»
Wie kräfteraubend war es bis hier hin?
Kevin Jud: «Es war eine intensive, hart umkämpfte Viertelfinal-Serie. Aber mit positiven Gefühlen erholt man sich halt einfach auch schneller.»
1’561 Zuschauerinnen und Zuschauer haben die Belle live in der AXA ARENA verfolgt. Wie hast du die Stimmung wahrgenommen?
Kevin Jud: «Im Namen der Mannschaft möchte ich auch an dieser Stelle ein grosses Kompliment an unsere Fans aussprechen. Es hat brutal viel Spass gemacht und wir haben zuvor nur selten eine solche Atmosphäre erleben dürfen. Ich bin sicher alle hatten Freude und haben die Emotionen gespürt. Vielleicht war dies auch der ausschlaggebende Punkt. Dass wir dieses eine Tor besser waren, haben wir der Halle zu verdanken, die wir stets in unserem Rücken gespürt haben.»
Beide Teams haben letztlich ihre Heimspiele gewinnen können. Der Heimvorteil war dementsprechend tatsächlich einer…
Kevin Jud: «Das ist nicht von der Hand zu weisen. In allen Spielen waren jeweils deutlich über 1’000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu gegen. Die Stimmung hilft und pusht uns.»
Der Faktor wird entsprechend auch im Halbfinal gegen Wacker Thun wichtig sein…
Kevin Jud: «Ganz bestimmt. Bei aller Müdigkeit hilft dies ungemein. Die Emotionen und das Adrenalin setzen ein und übernehmen. Ich denke so wird es weitergehen und es wäre natürlich unbeschreiblich, bereits im Halbfinal vor ausverkauftem Haus spielen zu dürfen.»
Wenn du an den nun bevorstehenden Cupfinal denkst, was kommen dann für Erinnerungen bei dir hoch? Ihr habt im Wettbewerb, mit dem Auswärtsspiel im Viertelfinal in Thun sowie mit dem Halbfinal-Duell gegen die Kadetten Schaffhausen, den wohl schwersten aller Wege gehen müssen, um im Final zu stehen…
Kevin Jud: «Wie bereits angetönt, haben wir als Team bisher kein einziges Finalspiel in dieser Saison verloren. Schaffhausen hatte ja bis zum Halbfinal kein einziges nationales Spiel verloren. Diese Qualität ist beeindruckend und wollen wir auch im Cupfinal unter Beweis stellen. Die Vorfreude ist riesig. Die Aussicht, aktueller Titelhalter aller drei nationalen Wettbewerbe zu sein, ist die Motivation schlechthin für uns.»
Wie erklärst du dir diese angesprochene Qualität, in Finalspielen so erfolgreich zu sein?
Kevin Jud: «Wir haben mit dem Schweizer Meistertitel in der vergangenen Saison einen Bock umgestossen. Er hat vor allem jenen Spielern, die bereits länger bei Pfadi Winterthur sind, sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Dieses Wissen, wie wir Finals und Titel gewinnen, überträgt sich nun auf unsere neuen Spieler. Wir haben den Spirit und die Energie, um diese finalen Herausforderungen anzugehen, nun in unserer DNA. Das ist ein sehr wertvoller Faktor.»
Der Rhythmus war, ist und bleibt hoch. Wäre es dir lieber gewesen, eine Woche Vorbereitungszeit auf den Cupfinal gehabt zu haben?
Kevin Jud: «Wir hätten natürlich lieber bereits am Sonntag den Sack zugemacht. Ein freier Montag wäre dann wohl drin gelegen und die vier Tage Vorbereitungszeit auf den Cupfinal hätten wir gerne genommen. Das wäre das ideale Szenario gewesen, ist aber halt nicht eingetroffen. Wir haben einen breiten Kader, Moustafa Hadj Sadok ist rechtzeitig zurück und wir können die Kräfte so auch einteilen. Wir reden von 60 Spielminuten, in einem Cupfinal. Da hat man Energie und Adrenalin, die die Müdigkeit überdecken.»
Über 300 Pfadi-Fans werden euch nach Bern begleiten und in der Mobiliar Arena anfeuern. Was löst dieser Umstand bei euch aus?
Kevin Jud: «Wir haben das natürlich mitbekommen und werten es als schönes Zeichen. Diese Wertschätzung gibt uns einen zusätzlichen Motivationsschub.»