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Startschuss zur EM-Qualifikation 2024
«Ich möchte als Nationalspieler auch vereinsintern ein Vorbild sein.»

Nach sieben Siegen aus acht Spielen erfährt die Quickline Handball League ihren ersten Unterbruch. Für Cédrie Tynowski geht es nahtlos weiter – mit dem Schweizer Nationalteam nimmt er die Qualifikation zur Europameisterschaft 2024 in Angriff. Gegen Georgien und Litauen. Im Interview verrät er, was es ihm bedeutet, Nationalspieler zu sein und was es ihm bedeutet, Pfadi Winterthur in der Nationalmannschaft zu repräsentieren. Ein Gespräch über Verantwortung, Selbstvertrauen, internationale Luft und den ersten Zusammenzug ohne Roman «Sido» Sidorowicz.

Cédrie, was bedeutet es dir eigentlich, für die Schweizer Nationalmannschaft zu spielen?
Cédrie Tynowski: «Für mich ist das eine riesige Anerkennung. Man gehört damit zu einem auserwählten Kreis. Es ist schön zu wissen, dass man da dazugehört und sein Land repräsentieren darf. Viel mehr kann man bei uns in der Schweiz ja nicht erreichen, deshalb geniesse ich das sehr.»

Und du hast dabei erst noch eine tragende Rolle…
Cédrie Tynowski: «Das machts natürlich umso schöner. Mehr Verantwortung tragen zu dürfen erfüllt mich natürlich mit zusätzlichem Stolz. Es bedeutet mir viel, aber braucht jeden.»

Was bedeutet es dir, Pfadi Winterthur in der Nationalmannschaft zu repräsentieren?
Cédrie Tynowski: «Ein Verein wie Pfadi, der so eine hervorragende Nachwuchsarbeit leistet und so viele Talente in den eigenen Reihen hat, gehört im Nationalteam vertreten. Ich möchte vereinsintern auch ein Vorbild sein und zeigen, dass man nicht zwingend im Ausland spielen muss, um Nationalspieler zu sein. Es erfüllt mich, dass auf dem Aufgebot bei meinem Namen zu Pfadi Winterthur steht und bedeutet mir viel. Logisch, zu Beginn war dies bei vier oder fünf Spielern der Fall – wir waren schon mehr, jetzt bin ich vorübergehend der «letzte Mohikaner» – aber wir haben mit Noam Leopold bereits wieder einen nächsten Nationalspieler in den Startlöchern.»

Wie du angesprochen hast, bist du wohl das erste Mal der einzige Pfader, nachdem Roman «Sido» Sidorowicz zurückgetreten ist. Macht es diesen Zusammenzug spezieller für dich?
Cédrie Tynowski: «Der Einzige zu sein, ist wohl nicht ganz so speziell, wie erstmals ohne «Sido» einen Lehrgang zu bestreiten. Logisch fehlt er mir und im Nationalteam. Wir haben da schon sehr viel Zeit zusätzlich zum Verein zusammen verbracht. Gemeinsam mit Marvin Lier, mit dem er sein Zimmer geteilt hat, haben wir viel miteinander gemacht. Ich war oft bei ihnen im Zimmer, wir haben da den einen oder anderen Abend gemeinsam verbracht. Wir verstehen uns alle gut, aber es ist schon besonders schade, dass «Sido» nicht mehr mit dabei ist.»

Kommt die Nationalmannschaft nun eigentlich zu einem guten Zeitpunkt, da ihr mit Pfadi sieben Siege aneinandergereiht habt und im Flow seid?
Cédrie Tynowski: «Das Eine schliesst das Andere ja nicht aus. Wir können die Serie danach gerne weiterführen. Das muss das Ziel sein. Für meine Teamkollegen freue ich mich, dass sie Zeit haben um durchzuatmen. Es war doch eine intensive Zeit. Es war taff, der Energietank ist schon nicht mehr ganz so voll. Sie können das alles Aufarbeiten und noch ein paar Prozente herausholen. Logisch würde ich auch gerne meinem Körper ein paar Tage Ruhe geben, aber wir werden ja nicht trainieren wie die Wahnsinnigen in der Nationalmannschaft. Da geht es eher darum, uns zu finden und einzuspielen. Für den Kopf bleibt es intensiv, für den Körper nicht ganz so. Daher werde ich meinen Energietank nicht noch mehr leeren, sondern eher im Rhythmus bleiben.»

Aber du rückst mit entsprechendem Selbstvertrauen in die «Nati» ein?
Cédrie Tynowski: «Mega – es ist wahnsinn. Das war auch alles nicht so einfach und selbstverständlich, wie es vielleicht gewirkt hat. Wir haben uns enorm entwickelt, ein Selbstverständnis aufgebaut, auch schwierige Partien für uns zu entscheiden. Das ist extrem wertvoll, für uns alle. Wir sind wirklich verschworen, eine Mannschaft – vielleicht mehr denn je. Wir hoffen auf dieser Erfolgswelle möglichst lange reiten zu können und wollen gemeinsam weiterziehen, von Erfolg zu Erfolg. Vorab bis zum Jahresende, dann beginnt sowieso alles von Neuem.

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Nach der Nationalmannschaftswoche geht’s dann bald auch im Europacup los. Ist es entsprechend wertvoll für dich, bereits zuvor erstmals in dieser Spielzeit internationale Luft zu schnuppern?
Cédrie Tynowski: «Ich hoffe ich kann dadurch nach meiner Rückkehr zum Team einen zusätzlichen Push geben, von dem alle profitieren. Es ist ein Wechsel vom Club in die Nationalmannschaft, obschon das Rad ja nicht neu erfunden wird. Handball bleibt Handball. Aber international bist du automatisch darauf getrimmt, noch einmal einen Tick präziser zu sein, um deine Entscheidungen noch schneller und besser zu treffen. Das wird mich persönlich fordern und hoffentlich dann auf meine Teamkollegen bei Pfadi übertragen. Ich möchte damit anknüpfen, wo wir aufgehört haben.»

Wie viel Bock hast du auf die Nationalmannschaft, die mit so vielen Bundesliga-Legionären gespickt sein wird, wie nie zuvor?
Cédrie Tynowski: «Es ist immer cool, alle wiederzusehen. Zu hören, was sie erlebt haben und wie es im Ausland läuft, ist amüsant. Es ist wie ein Klassentreffen. Das bereitet mir grosse Freude und ich kann stets auch Dinge mitnehmen.»

Zwei Länderspiele stehen an – was erwartet euch?
Cédrie Tynowski: «Wir treffen auf unangenehme Gegner. Wir können eigentlich mehr verlieren, als gewinnen. Wir müssen solche Gegner bezwingen, das ist unser Anspruch. Wir haben in der Vergangenheit viele gute Leistungen gezeigt, gegen nominell bessere Nationen, dies bedingt, dass wir uns gegen Georgien und Litauen nicht erlauben dürfen, nicht zu gewinnen. Um sich für eine Endrunde zu qualifizieren, müssen solche Spiele erfolgreich gestaltet werden. Es werden aber keine Selbstläufer, ich erwarte schwere Spiele, weil auch deren Spielstile etwas anders als gewohnt sein wird. Ich bin gespannt und zuversichtlich.»

Du triffst dementsprechend auch auf deinen ehemaligen Teamkollegen Giorgi Tskhovrebadze?
Cédrie Tynowski: «Genau ja, Giorgi kommt nach Bern und ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen.»

Nach deiner Rückkehr, noch vor dem Auftakt in den EHF European Cup stehen in der Meisterschaft im weiteren Verlauf des Monats Oktober die Gipfeltreffen gegen GC Amicitia Zürich (Donnerstag, 20. Oktober 2022, 20.00 Uhr Saalsporthalle) und gegen den HC Kriens-Luzern (Mittwoch, 26. Oktober 2022, 19.00 Uhr AXA ARENA) an. Das wird eine entsprechend interessante Phase?
Cédrie Tynowski: «Vor allem gegen GC Amicitia Zürich wird’s spannend. Sie spielen eine solide Saison, haben namhafte Verpflichtungen. Das wird sicherlich schwer. Gegen Kriens-Luzern dann wissen wir aus dem ersten Saisonspiel ja, was uns erwartet. Da wird sich zeigen, welche Lehren wir daraus ziehen. Es gilt wie immer, uns sehr gut auf jedes Spiel vorzubereiten, viel Videostudium zu betreiben aber vor allem, unser Level abzurufen. Es steht und fällt mit unserer Performance. Wir können uns noch so gut auf den Gegner vorbereiten, wenn wir nicht zu unserem Spiel finden.»

EM-Qualifikation 2024  – Spieltag 1 und 2

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 18.00 Uhr, Mobiliar Arena Gümligen
Schweiz – Georgien
Zum Ticket-Vorverkauf…

Sonntag, 16. Oktober 2022, 13.45 Uhr, Litauen
Litauen – Schweiz