Lukas Wernli_Interview_Goran Cvetkovic

Goran Cvetkovic und Michal Svajlen im Gespräch mit Lukas Wernli

Der Schweizermeister Pfadi Winterthur befindet sich dieser Tage im Trainingslager im österreichischen Kappl. Nach der intensiven morgendlichen Trainingseinheit und vor dem Teamevent am Nachmittag nahmen sich der neue QHL-Cheftrainer Goran Cvetkovic und der neue Assistenztrainer Mischa Svajlen Zeit für ein erstes exklusives Interview.

Das Gespräch über neue Rollen und den alten Ehrgeiz, über Erinnerungen sowie über Privilegien – in zwei Teilen.

Teil 1

Neue Rolle, alter Ehrgeiz – wie habt ihr die ersten Wochen in euren neuen Funktionen erlebt?
Goran Cvetkovic: «Die Frage wurde mir bereits mehrmals gestellt. Geändert hat sich für mich eigentlich vor allem die Interpretation der Inputs an meine Spieler. Wenn ich es mit den vergangenen fünf Jahren vergleiche, war dies mehr auf individueller Ebene der Fall, als es dies nun ist. Jetzt trage ich etwas mehr Verantwortung und kommuniziere mit den Spielern so, dass dabei die Hierarchie klar ist. Die Gewichtung und Führung meines Coachings erhalten dadurch einen etwas anderen Stellenwert.»

Michal Svajlen: «Mein Rollenwechsel vom Spieler und Captain hin zum Assistenztrainer war wohl etwas grösser, als jener von Goran. Ich habe versucht, dies in den ersten beiden Wochen sogleich umzusetzen – während der Trainings gebe ich Tipps im individuellen Bereich. Neu ist sicherlich die Übungsleitung und Verantwortung für gewisse Trainingsinhalte in der Kleingruppe. Ich merke besonders in der Trainingsvor- und -nachbereitung sowie im Austausch mit Goran, was die Arbeit eines Trainers alles beinhaltet. Als Spieler ist man da eher Konsument, man trainiert und regeneriert vorwiegend, während der Trainerjob auch abseits des Spielfeldes weitergeht und sich sehr abwechslungsreich gestaltet. Ich habe mich bereits sehr gut in dieser Rolle eingelebt und identifiziere mich gerne damit.»

Hast du, Mischa dementsprechend noch nie ausversehen in den Harzkübel gegriffen?
Michal Svajlen: (lacht) «Nein, das nicht. Nach gewissen Passübungen probiere ich bereits, das Harz so schnell wie möglich wieder von meinen Händen zu lösen.»

Und du, Goran hast dich noch nie dabei erwischt, dich nach Adi Brüngger umzusehen und zu denken, wo er denn wohl bleibt?
Goran Cvetkovic: (lacht) «Nein nein – dieser Prozess ist bereits abgeschlossen. Die letzten sechs Monate, diese gemeinsame Reise war so unglaublich speziell, dass es mir im Moment des Titelgewinns klar war, dass sich nun unsere Wege als Trainergespann trennen werden. Ich bin mir diese Art der Zusammenarbeit so gewöhnt, dass ich gemeinsam mit Mischa nahtlos daran anknüpfen konnte.»

Wie präsent ist euch in eurer täglichen Arbeit der gemeinsam gewonnene Schweizermeister-Titel dabei noch?
Michal Svajlen: «Ehrlichgesagt gar nicht. Klar denkt man gerne kurz daran zurück. Das war einmal und nimmt uns niemand mehr. Der Titel dient uns als Motivation – darauf wollen wir wieder hinarbeiten. Wir haben ihn gebührend gefeiert, aber Feierlichkeiten finden auch irgendwann einmal ein Ende. Wir befinden uns nun in einem neuen spannenden Prozess, der neue entscheidende Spiele und Chancen auf Titel beinhaltet. Wir feiern uns nicht mehr täglich für das Vergangene, sondern haben den Fokus auf die Zukunft gelegt.»

Goran Cvetkovic: «Mischa hat es sehr treffend zusammengefasst. Für uns ist das Vermächtnis ein grosses Thema. Die Geschichte von Pfadi Winterthur, mit bisher zehn Schweizermeister-Titeln ist uns sehr bewusst. Dass ein Grossteil von uns einen davon für und mit Pfadi Winterthur gewinnen durfte, ist ein Massstab, den wir gelegt haben und an dem wir uns zukünftig messen lassen werden. Was wir einmal erreicht haben, wollen wir wieder und wieder erreichen. Das ist unsere grosse gemeinsame Motivation.»

Was ist euch vom historischen Donnerstag, 17. Juni 2021 besonders in Erinnerung geblieben?
Goran Cvetkovic: «Da gibt es so viele Erinnerungen und so vieles das unterbewusst abläuft. Die berühmte Umarmung mit Adi hat damals gefühlt eine Stunde gedauert. Für mich ist und bleibt es vor allem eine Bestätigung der Arbeit aller, die Pfadi Winterthur im Herzen tragen und sich für diesen aussergewöhnlichen Verein engagieren. Letztlich sind es nicht die Statistiken, die zu diesem Titel geführt haben, die haften bleiben, sondern der Prozess und Weg, den wir dafür gemeinsam gegangen sind. Das ist für mich das mit Abstand Grösste und Emotionalste daran.»

Michal Svajlen: «Mir geht es ähnlich. Diese Erinnerungen nimmt uns niemand mehr. Der Moment des Schlusspfiffs, als uns erstmals bewusst wurde, dass wir unser Ziel erreicht haben, war überwältigend. Hinter der Freude aller liegt dabei die jahrelange, harte Arbeit. Es war extrem schön zu sehen und zu spüren, diesen Titel für so viele Menschen gewonnen zu haben. Für Pfadi und für Winterthur. Diese Erinnerung rufe ich mir gerne hervor. Das möchte ich gerne wieder erreichen und erleben.»

Teil 2 des Interviews erscheint morgen Freitag, 6. August 2021, ebenfalls hier auf der Pfadi-Homepage.