«So muss man in der European Handball League auftreten.»
Nach insgesamt 12 Pflichtspielen innert 59 Tagen steht die Nationalmannschaftspause bevor. Aufgrund des unglaublichen Verletzungspechs ist sie für Pfadi Winterthur Handball langersehnt, mit Blick auf die jahresabschliessenden Monate November und Dezember, in denen sieben weitere Meisterschaftsspiele, bis zu zwei Partien im Mobiliar Schweizer Cup sowie vier weitere Partien in der EHF European League Men 2021/22 anstehen, gar bitter nötig. In der Hoffnung, dass sich das Lazarett lichten und nicht vergrössern wird, sprach Pfadi-Cheftrainer Goran Cvetkovic im Teamhotel in Irun nach dem zweiten internationalen Saison-Auftritt seines Teams über die Vergangenheit und Zukunft:
Goran, am Ende zollte euch das Publikum in Irun grossen Respekt für eure leidenschaftliche Darbietung – war es auch in deinem empfinden ein starker Auftritt deines Teams?
Goran Cvetkovic: «Nach dem abschliessenden Fliegertor von Moustafa Hadj Sadok erhielten wir gar eine Standing Ovation. Ich glaube die fachkundigen Zuschauer haben diese Partie als interessantes Spiel gewertet und erlebt.»
Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal. Ohnehin aufgrund der Absenzenliste vor dem Spiel und dann aufgrund der Verletzungen während dem Spiel?
Goran Cvetkovic: «Wenn du nach zwei Minuten deinen Topscorer verlierst und noch vor der Halbzeit deinen Abwehrchef, dann stellt dich dies vor zusätzlich grosse Herausforderungen. Was mein Team in Sachen Einstellung und im Umgang mit dem Gegner allen Umständen zum Trotz gezeigt hat, war das, was wir uns schon gegen Wisla Plock erhofft haben. So muss man in der European Handball League auftreten und wie in der zweiten Halbzeit auch spielen. Ich gratuliere vor allem den Jungen, sie haben im zweiten Spiel ihre Leistung wiederholt. Natürlich wurden sie dabei unterstützt von ein paar Erfahrenen wie Stefan Freivogel, Roman Sidorowicz und Kevin Jud. Es war eine solide Mannschaftsleistung die nur in einem Punkt leider den Preis der höheren Stufe bezahlt hat – das waren die technischen Fehler. Ich sage, diese haben uns gar vielleicht eine Überraschung gekostet.»
Wie wertvoll ist es für die Zukunft, ein solches Spiel gezeigt zu haben und diese Erfahrung mitzunehmen?
Goran Cvetkovic: «Ich bin mir sicher, dass meine Jungs einiges aus dem Spiel mitnehmen werden. Wir haben endlich einmal wieder vor voller Halle gespielt. Man hat bereits während dem Einlaufen gespürt, wie fest wir alle das vermisst haben. Es war ein emotional tolles Erlebnis. Man hat gemerkt, wie wir alle füreinander gekämpft und gespielt haben. Vom Antrieb und der Kulisse hat es sich gar angefühlt, als hätten wir zu Hause gespielt. Das sind wertvolle Momente, die jeder Einzelne und wir als Team mitnehmen. Darauf bauen wir gerne auf. Unser Daily Business ist natürlich die Schweizer Liga – wenn wir dort regelmässig eine solche Leistung wie in Irun abliefern, denke ich, dass das Problem mit unserem Selbstvertrauen bald keines mehr sein wird. Aber ich hoffe sehr, dass wir diesen Auftritt nicht mit weiteren Verletzungen und dementsprechend teuer bezahlt haben. Sollten Henrik Schönfeldt und Aleksandar Radovanovic auch noch ausfallen, wird die Herausforderung der kommenden Wochen und Monate noch grösser als ohnehin schon.»
Wie fest habt ihr die nun bevorstehende Nationalmannschaftspause herbeigesehnt?
Goran Cvetkovic: «Meine Hoffnung vor dem Spiel war es eigentlich, die Pause für Trainings nutzen zu können. Das alles, was wir in den letzten Wochen aufs Feld gebracht haben, war die Improvisation der Improvisation. Da sind Formationen auf dem Feld gestanden, die noch nie zuvor zusammen trainiert haben. Ich bin extrem froh und stolz, welche Anpassungsfähigkeit meine Jungs dabei an den Tag legen. Wir haben in Spanien wieder in vier unterschiedlichen Formationen verteidigt, wir haben alle Varianten im Angriff ausgepackt, die möglich waren und schiessen so auf europäischer Ebene wieder fast 30 Tore. Und das ohne Linkshänder im Rückraum. Dafür grossen Respekt an mein Team. Aber erst wenn wir wissen, wie sich das Verletzungsbulletin nun präsentiert, werden wir die Nationalmannschaftspause planen können. Die Erwartung, dass während dieser einige Verletzte zurückkommen werden, ist leider relativ gering. Wenn es uns gelingt, dass wir uns durch die Trainings einigermassen einspielen und stabilisieren können, dann ist das super. Wenn nicht, müssen wir leider in einem ähnlichen Stil weiterfahren und während dem Spiel die ideale Formation suchen, die mit grosser Moral die Spiele bestreiten wird. Was daraus dann resultiert, wird man sehen. Es bleibt interessant.»