Das Abenteuer des Moustafa Hadj Sadok.
Die Silbermedaille und die Nomination als bester Spielmacher ins All-Star Team der African Championships überstrahlen die Schattenseiten dessen, was ihm abseits des Platzes widerfuhr: Moustafa Hadj Sadok erzählt im Interview von seinem Abenteuer, von dem er mit 16 Tagen Verspätung zurück zu Pfadi Winterthur zurückkehrte.
Mous, was waren die African Championships für ein Abenteuer für dich?
Moustafa Hadj Sadok: «Als Fazit würde ich mit Stolz behaupten, dass sie ein grosser Erfolg waren, obwohl wir das Finale gegen Gastgeber Ägypten letztlich verloren bzw. den Titel nicht gewonnen haben. Wir konnten zuvor das Finale zehn Jahre lang nicht mehr erreichen, dass wir es 2024 geschafft haben, war wirklich schön. Wir hatten als Team und Nation das Ziel, uns für die Weltmeisterschaft 2025 zu qualifizieren, das haben wir geschafft. Wir wollten ins Finale einziehen, das haben wir ebenso erreicht. Die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele haben wir zwar verpasst (Anm. der Redaktion: dafür wäre der Titelgewinn erforderlich gewesen), aber wir dürfen im März das schwere Qualifikationsturnier in Hannover gegen Deutschland, Österreich und Kroatien bestreiten. Da werden wir alles geben und sehen, ob uns auch dort Grosses gelingt. Es wäre ein Traum, an Olympia teilnehmen zu dürfen.»
Du bist als bester Spielmacher ins All-Star Team des Turniers gewählt worden. Was bedeutet dir diese persönliche Auszeichnung?
«Das fühlt sich natürlich schön an. Aber ich denke die Erreichung unserer Teamziele steht über allem. Das fühlte sich noch viel besser für mich an, obschon es eine grosse Sache ist, zum zweiten Mal der beste Spielmacher der African Championships sein zu dürfen. Nach schweren Zeiten mit vielen Verletzungen ist es eine gewisse Genugtuung für mich, wieder dieses Level erreicht zu haben.»
Hast du die Silbermedaille mit nach Winterthur gebracht?
«Ich habe sie dabei. Sie ist in meinem Wohnzimmer und erinnert mich täglich an den Erfolg, auch wenn sie silbern ist, bedeutet sie mir sehr viel.»
Bei allem sportlich schönen wurde es für dich leider auch kompliziert. Erzähl von deinem Abenteuer?
«Ich hatte meine Brieftasche mit allen wichtigen Dokumenten eigentlich stets bei mir. Dann habe ich sie plötzlich vermisst, hatte aber die Hoffnung sie nur verlegt zu haben und wiederzufinden. Wir haben überall danach gesucht. Im Hotel, im Teambus, wir sind gar an den Flughafen gefahren, aber in meinem Fall war sie nirgends mehr aufzufinden. Das war beängstigend und brachte einen langwierigen Prozess mit sich. Das einzig Positive war, dass mein Pass nicht auch gestohlen wurde, das hätte es noch komplizierter gemacht, als es ohnehin schon war. Es hat mich sehr mitgenommen, all der Papierkram, das Warten, das Hoffen und das Mitfiebern mit meinem Team hier in Winterthur. Ich wollte so gern helfen und fühlte mich, als würde ich die Jungs im Stich lassen.»
Warst du als Einziger eures Nationalteams damit konfrontiert?
«In dieser Art ja. Meinem Zimmerpartner, aber beispielsweise wurde mehrfach Geld geklaut. Ich gehe davon aus, dass sie mein Geld aus der Brieftasche entwendet haben und sie dann weggeworfen haben.»
Wie glücklich bist du dementsprechend, endlich zurück in Winterthur und bei Pfadi zu sein?
«Ich konnte es kaum erwarten, ich sass wirklich auf Nadeln zuhause. Ich habe drei Spiele verpasst, nur zu zuschauen von weit weg, war eine schlimme Erfahrung. Ich bin voller Tatendrang und freue mich, wieder aktiv eingreifen und helfen zu können.»
Du bringst mit den Erfolgserlebnissen sicherlich viel zusätzliche Energie mit zurück ins Team, welche Ziele verfolgst du?
«Oh ja, ich kann es kaum erwarten. Mein Mindset ist es, immer den Sieg anzustreben. Spiel für Spiel. Situation für Situation. Ich fühle mich physisch und mental wirklich sehr gut und bereit – nach einem solchen sportlichen Erfolg Mitten in der Saison – dieses Vertrauen ins Team einzubringen. Mit allem, was ich habe, in Richtung des Maximalen.
Es war aber dennoch auch eine strenge Zeit für dich, physisch und psychisch?
«Das ist so. Die sechs Spiele, die wir hatten, absolvierten wir innert lediglich zehn Tagen. Wir spielten dabei zudem nicht mit vielen Wechseln. Die zwei Wochen im unfreiwilligen Wartestand habe ich entsprechend genutzt, um mein Level bestmöglich zu halten.»
Schön, dich zurückzuhaben, lieber Mous!