Weichen für die Zukunft sind gestellt
Der erfolgreiche Pfadi-Kapitän tritt ab. Nach elf Jahren bei Pfadi Winterthur Handball endet die Spielerkarriere von Michal Svajlen mit dem Saisonschluss.
Unerwartet ist dieser Schritt allerdings nicht gekommen. Die Nummer 24 plagten seit geraumer Zeit Abnutzungserscheinungen, die bei weiteren Einsätzen gesundheitliche Risiken bergen. Die Playoff-Spiele 2021 sind somit seine letzten Einsätze als aktiver Spieler.
Ganz entgegen dem Normalfall, dass ein zurücktretender Spieler jeweils Pfadi verlässt, bleibt Michal Svajlen dem Verein erhalten. So wird man ihn weiterhin bei den Spielen antreffen, dann – seiner neuen Funktion als Assistenztrainer gerecht werdend – eben am Spielfeldrand.
Im November 2010 vermeldete Pfadi Winterthur Handball: «Der 21-jährige Schweizer A-Nationalmannschaftsspieler Michal Svajlen wechselt per sofort von seinem bisherigen Verein GC Amicitia Zürich zu Pfadi Winterthur. Der grossgewachsene Nachwuchsspieler ist eine zusätzliche und willkommene Verstärkung im Rückraum der Pfader». Doch wie kam es dazu? Es war eine turbulente Zeit, damals. GC Amicitia Zürich gingen die Finanzen buchstäblich aus und die zuvor überaus erfolgreiche Mannschaft zerfiel in die Einzelteile. Erst kam Marcel Hess, dann Heiko Grimm und eben später zog es auch Michal Svajlen nach Winterthur.
«Alles für den Sport. Všetko pre šport.»
Wie sich im Laufe der Jahre bei Pfadi herausstellen sollte, erwies sich das unverhoffte Engagement von Michal Svajlen als Glücksgriff. Kaum je ein Spieler hat derart viele Positionen und Funktionen äusserst erfolgreich im Pfadi-Team eingenommen. Als 21-jährige Jungspunt mit stattlichen 196 cm Körpergrösse, ist er zu Beginn in Winterthur als schussgewaltiger Rückraumspieler aufgefallen und brilliert in der Offensive.
Verletzungen warfen ihn später zurück und Michal Svajlen musste mehrmals am Knie operiert werden. Rücktritt kommt für ihn nicht in Frage. Er gibt nicht auf, kämpft sich immer wieder zurück und entwickelt neue Fähigkeiten und Qualitäten. Er wird zum Defensivspezialisten an dem sich die gegnerischen Angreifer häufiger als ihnen lieb ist die Zähne ausbeissen. Kraftvoll zupacken und sich dabei stets fair verhalten ist sein Markenzeichen. Verteidiger Michal Svajlen kassierte denn auch kaum Zeitstrafen in seiner Karriere.
Weil seine Sprungkraft verletzungsbedingt nachliess, funktioniert ihn der Trainer im Angriff kurzerhand zum Kreisläufer um. Auch diese Aufgabe löste er mit Bravour.
Nur Torhüter, wie sein Vater Lubomir Svajlen, wollte «Mischa» nie werden. Ausser oder höchstenfalls beim Aufwärmen vor dem Spiel – übrigens wie andere Spieler auch – wenn er umgekehrt im Tor stand und ihm seine Mitspieler den verlängerten Rücken warm schossen.
Vor zwei Jahren erhielt Michal Svajlen eine weitere wichtige Rolle übertragen: Er wurde Kapitän der Mannschaft.
«Mischa ist zum absoluten Führungsspieler aufgestiegen.»
Adrian Brüngger, Trainer
Welchen Wert sich «Mischa» Svajlen im Verein erworben hatte, zeigte sich darin, dass ihm Pfadi im Oktober 2015, inzwischen war er 26 Jahre alt, einen über fünf Jahre dauernden Vertrag unterbreitete. Das war auch ein Signal, dass man die Mannschaft künftig um ihn herum weiteraufbauen wollte. Es sei bewusst ein Quantensprung in der Konzeption, kommentierte schon damals Bruno Schenk, der Teammanager diesen aussergewöhnlichen Entscheid.
Auch die Verantwortlichen der Nationalmannschaft erkannten früh das Talent des jungen Handballers. Bereits 2008 gab «Mischa» sein Debut im A-Team. Sein erstes Länderspiel mit erstem Tor absolvierte er gegen Bosnien-Herzegowina (EM-Quali), sein letztes Tor folgte im Juni 2019 gegen Serbien (EM-Quali) und der letzte Auftritt fand im Mai 2021 gegen Nordmazedonien (EM-Quali) statt. Zufall? Jedenfalls eine starke Geschichte.
«Der Verein hat mir viel Vertrauen geschenkt. Das verbindet.»
Jetzt schlägt Michal Savajlen ein neues Kapitel bei Pfadi auf. Er wird an der Seite von Cheftrainer Goran Cvetkovic dessen Assistent und beweist damit einmal mehr seine Abgeklärtheit und Kämpferqualitäten. Denn die braucht er auch an der Seitenlinie, ganz bestimmt.
Pfadi Winterthur Handball wünscht ihm in seiner neuen Funktion grosse Freude und viel Erfolg. Alles Gute und weiterhin beste Gesundheit, «Mischa».
Starke Bilanz einer erfolgreichen Sportler-Karriere
Die Meilensteine von Michal Svajlen als NLA-Spieler bei Pfadi
■ Schweizermeister: 2021
■ Meisterschaft: seit 2011 stets unter den Top-3 der Liga rangiert
■ Schweizercup: 2-facher Cupsieger (2015/2018)
■ Supercup: Sieger Saison 2018/19
■ International: Gruppenphase im EHF Cup 2014/15 (als erste Schweizer Mannschaft) und 2015/16
■ NLA 398 Spiele | 825 Tore
Die Meilensteine von Michal Svajlen in der Nationalmannschaft
■ 99 Länderspiele A-Nationalteam | 104 Tore
■ Teilnahme WM 2021 in Aegypten | Rang 16 | 17 Tore
■ Persönlicher LS-Tore-Rekord: 6 Tore gegen Ukraine am 02.01.2014
■ 5x Teilnahme am Yellow-Cup | 36 Tore
Bilder: Pfadi-Archiv und Martin Deuring | www.deuring-photography.com