Im ersten Spiel des Jahres ein knapper Triumpf
Ein Wechselbad der Gefühle war das. Da haben die Pfader bei ihrem Kaltstart in der ersten Halbzeit eine offensiv überzeugende Leistung hingelegt. Bis zur 43. Minute lief dann alles weiter nach Plan. Fünf Tore betrug da der Vorsprung. Dann allerdings geriet Sand ins Getriebe. Das hatte auch mit dem gegnerischen Torhüter Mario Cvitkovic zu tun, welcher gleich mehrmals klare Chancen der Winterthurer zunichte machte. Am Schluss reichte es dann mit etwas Geknorze doch noch, aber knapp.
Achtung fertig los. Aleksandar Radovanovic wuchtig, Marvin Lier mittels Penalty, Kevin Jud’s 1500-igstes NLA-Tor durch Konter und Lier nochmals mit einem Gegenstoss. Die Pfader lancierten die Partie auf ihre eigene Art, nahmen danach aber die eine oder andere Halbchance zu viel und erlaubten dem BSV Bern innert drei Minuten wieder aufzuschliessen. Der Vorteil blieb aber auf der Seite des Gastgebers, welcher aus der teilweise guten Deckung immer wieder Gegenstösse laufen konnte. Nur die Gäste liessen sich nicht abschütteln. Stark ihr wuchtiges Spiel in die Tiefe durch ihre Rückraumschützen. Pfadi liess sich davon etwas gar viel erwischen. Nur ihr Angriff funktionierte, ihr schnelles Spiel aus der Deckung ohnehin. Sehenswert etwa der Treffer von Lier auf einen zentimetergenauen langen Pass über fast das gesamt Spielfeld von Adir Cohen zum 15:11 (22.). Diesen Vorsprung konnten die Gastgeber bis zur Halbzeitpause halten. Zwanzig Tore gegen den BSV Bern, nicht schlecht. Abstriche mussten sie sich, abgesehen von Yahav Shamir im Tor, nur in der Deckung schreiben lassen.
Dann kam der Bruch
Vorerst behielt das Team von Adi Brüngger das Spiel auch die zweite Hälfte im Griff. Sie legten bis zur 43. Minute noch einen Treffer mehr vor (27:22). Da nahm BSV-Coach Alleksandar Stevic ein Timeout und das zeigte Wirkung. Nun stand erneut Mario Cvitkovic zwischen den Pfosten. Anders noch als in der ersten Hälfte hielt der nun einige Bälle, vor allem auch aus hundertprozentigen Chancen der Gastgeber. Bis zum Ende der zweiten Halbzeit krallte er sich neun Bälle, darunter einen Siebenmeter des ansonsten mit neun Treffern sehr gut disponierten Marvin Lier. Damit baute er seine Vorderleute auf, diese agierten nun nochmals aggressiver. Das Angriffsspiel der Pfader verlor zusehends an Fahrt – und an Tempo. Unsicherheiten machten sich breit. Adi Brüngger sah das Unheil irgendwie kommen, nahm nur knapp vier Minuten später seinerseits eine Auszeit. Er wollte wieder Strukturen sehen. Bis zum 29:25 hielt denn auch sein Team den Vorsprung aufrecht (29:25). Dann sorgten aber der Reihe nach Sebastian Schneeberger, Michael Kusio und Claudio Vögtli für den Anschlusstreffer. Sollte die Partie nun vollends kippen? Kevin Jud mit einem unter viel Druck sicher verwerteten Penalty und Rastko Stojkovic mit seinem ersten Tor für Pfadi erkrampften sich im Spiel vieler strittiger Entscheidungen wieder einen Zweitorevorsprung. Noch zweimal kam der hartnäckige Berner Gast heran. Zum Unentschieden reichte es aber nie. Erst sorgte Adir Cohen für den Zweitore-Abstand. Bei offener Manndeckung war es dann Radovanovic vorbehalten den definitiv siegsichernden letzten Treffer alleine vor Cvitkovic und kurz vor der Sirene sicher in die Maschen zu setzen.
Wie ein Auftaktspiel zur Meisterschaft
Die letzte Viertelstunde war beileibe keine Augenweide mehr. Die Berner ackerten, die Winterthurer rieben sich auf. Verwunderlich war das letztlich nicht ganz. Denn im Pfadi-Team taten zuvor lange Zeit verletzte Spieler wie Pascal Vernier, Radovanovic und Fabrizio Pecoraro sowie der neue Kreisläufer Rastko Stojkovic erstmals mit. Von den WM-abwesenden vier Nationalspielern ganz zu schweigen. Es fehlten vielleicht auch – ansonsten in langen Meisterschaftspausen üblich – etwas die Testspiele. Umso erstaunlicher gelang der offensive Auftritt in der ersten Hälfte mit sehr vielen Toren erstaunlich gut. Als der Druck dann aber grösser wurde, patzte man etwas gar oft. Auch in der Deckung stimmte es mehrere Male nicht wie es hätte sein müssen. Aber dafür sorgte auch der Gegner, weil er gegen die offensive gestellte Abwehr immer wieder wuchtig den Weg in die Tiefe suchte und diesen auch fand. Die Variante mit dem Kaltstart ging letztlich für Pfadi trotzdem auf. Die Spieler werden sich in den nächsten Partien wieder besser finden, dafür ist die Klasse vorhanden.
Pfadi Winterthur vs. BSV Bern 33:31 (20:16)
Donnerstag 04. Januar 2021, 19:15 Uhr, AXA Arena Winterthur
Pfadi Winterthur: Wipf, Shamir; Ott, Tynowski (1), Pecoraro, Cohen (2), Sidorowicz (2), Vernier (1), Lier (9/4), Heer (3), Radovanovic (6), Jud (5/1), Bräm (3), Freivogel, Svajlen, Stojkovic (1).
Trainer: Brüngger | Cvetkovic | Schulz
Abwesende: Störchli, Bührer; Ott (n.e.)
Bemerkungen: Erstes Spiel im Pfadi-Dress von Rastko Stojkovic | Kevin Jud’s 1’500-igstes NLA Tor zum 3:0
BSV Bern: Schelling, Cvitkovic; Eggimann (2), Schneeberger (1), Kaleb (2), Baumgartner (3), Kusio (7), Weingartner (1), Gerlich (1), Strahm, Rohr (2), Arn (5), Freiberg, Vögtli (3), Mühlemann (3).
Trainer: Stevic | Staudenmann | Ebinger
Abwesende: Getzmann
Keine Zuschauer; Schiedsrichter: Keist | Winkler; SHV-Delegierter: Kneubühler; Strafen: 3:2; Siebenmeter: 5/6 : 0/0.
Fotos: Martin Deuring | www.deuring-photography.com
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Die nächsten NLA-Spiele:
So. 07.02.2021 | 16:00 | GC Amcitia Zürich vs. Pfadi Winterthur | Saalsporthalle Zürich
Sa. 13.02.2021 | 17:30 | RTV 1879 Basel vs. Pfadi Winterthur | Rankhof Basel
Sa. 20.02.2021 | 19:00 | Kadetten Schaffhausen vs. Pfadi Winterthur | BBC Arena Schaffhausen
Do. 25.02.2021 | 19:15 | HSC Suhr Aarau vs. Pfadi Winterthur | Schachenhalle Aarau (sport 1 TV-Spiel)
So 21.03.2021 | 17:00 | TSV St.Otmar St.Gallen vs. Pfadi Winterthur | Kreuzbleiche St.Gallen
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