Eine mental respektable Leistung
Das war gewiss nicht die optimale Spielvorbereitung. Adi Brüngger fehlten die fünf verletzten Stammspieler, ein weiteres Drittel hatte nach der Rückkehr vom EHF-EL-Spiel aus Kassel zu einem Lehrgang mit der Nationalmannschaft anzutreten. Sieben Spieler standen somit dem Coach noch zur Verfügung die Partie gegen GC Amicitia vorzubereiten. Das kann eigentlich gar nichts Vernünftiges ergeben. Und genau so spielten die Winterthurer in Halbzeit Eins. Vierzehn Fehlwürfe produzierten sie da, eine ebenso ungewohnte Quote wie die siebzehn Gegentore, welche sie in dieser Spielphase kassierten. Aber sie gaben sich trotz den Widrigkeiten nicht auf, blieben hartnäckig am Gegner dran und erzwangen so in der 58. Minute den Gleichstand, kurz darauf die Führung. Und diese hielten sie fest bis zum letzten Wurf des Gegners nach Ablauf der Spielzeit.
Den Auftakt zum Spiel verpassten die Pfader nicht. Zwei Mal traf Adir Cohen. Zwei Mal aber traf auch GCA-Mittelmann und Neuzuzug Paul Kaletsch. Danach aber schafften es die Winterthurer kaum mehr, das Tor zu treffen. Ab dem ersten Fehlwurf von Marvin Lier in der dritten Minute folgten bis zur Pause sage und schreibe dreizehn weitere Versuche, welche entweder das Tor nicht trafen, an der Torumrandung abprallten oder in den Fängen von Torhüter Nikola Marinovic landeten. Angesichts dieser Erfolglosigkeit mutete es fast etwas seltsam an, dass die Gäste zur Halbzeit nur mit drei Treffern 14:17 hinten lagen. Zum Schluss trafen noch Marvin Lier mit seinem dritten und der Zürcher Neuzugang Martin Popovski mit seinem fünften Siebenmeter zum Pausenstand. Siebzehn Gegentreffer zeugten aber auch nicht gerade von Kompromisslosigkeit in der Abwehr. Zu oft wurde Adi Brüngger’s Team dank lascher Gegenwehr mit einfachen Mitteln überlaufen. Die Torhüter untermalten quasi noch mit ihrer absoluten Erfolglosigkeit diesen Eindruck. Es fehlte auf Seiten der Winterthurer ganz einfach eine schöne Prise Pfeffer in der Suppe.
Lukas Heer kassierte nach Wiederbeginn eine Zweiminutenstrafe, Dennis Wipf hielt einen Schuss von Albin Alili, Lier traf in beeindruckender Manier einmal mehr mittels Siebenmeter, Brücker gelang der Dreitore-Vorsprung. Nach je einer weiteren Parade der beiden Goalies und einer erneuten Zeitstrafe gegen Pfadi traf Alili dank einem weiteren ungestörten Durchlauf zum 19:15. Der Auftakt für die Gäste nach der Pause: Na ja, auch nicht besonders vielversprechend. Dann aber passierten auch dem Gastgeber bedeutendere Fehler. Pfadi’s Keeper Wipf hielt einige schwer zu pflückende Bälle, die Winterthurer pirschten sich heran, ohne aber vorerst Oberhand zu gewinnen. Nach einer ersten Tuchfühlung zum 19:20 (41.) betrug der Rückstand nach 45 Minuten immer noch drei Treffer (22:19). Nur, nun gelang auch GCA nicht mehr alles. Pfadi kam durch Aleksandar Radovanovic und Adir Cohen wieder heran. Und liess nicht mehr locker. Kreisläufer Luigj Quni traf zwar für die Zürcher vom falschen Flügel noch zum 26:24, aber die letzten drei Tore gelangen den nun sichereren Gästen. Erst Lier mit seinem achten verwandelten Penalty, dann Freivogel in einem herrlich fertig gespielten Gegenstoss und zum Schluss Kevin Jud mit einem Glücksschuss stellten auf 27:26. Marko Matic hatte nach Ablauf der Spielzeit noch die Chance mit einem direkten Freiwurf den Ausgleich zu erzielen. Den Wurf fälschte die Mauer vor ihm ab, Wipf krallte sich den abgeschwächt daher fliegenden Ball sicher.
Die Winterthurer feierten den knappen Sieg relativ ausgelassen. Sie mussten gegen einen Gegner untendurch, welcher zwar gegenüber der vergangenen Saison besser spielte, aber angesichts der Fehlerproduktion auch nicht unwiderstehlich wirkte. Zum Schluss hat die Mannschaft von Adi Brüngger dann doch noch Stärke gezeigt, vor allem auch mental. Irgendwie passte dieser erduselte Sieg zur eingeschränkten Spielvorbereitung. Solche Punkte nimmt man gerne mit, sind sie doch auch irgendwie erarbeitet. Die Art und Weise muss dabei nicht immer wie aus einem Guss daher kommen.
GC Amicita Zürich vs. Pfadi Winterthur 26:27 (17:14)
Donnerstag, 10. September 2020, 20:00 Uhr, Saalsporthalle Zürich
GCA Zürich: Bachmann, Marinovic; Brücker (5), Leitner, Popovski (7/5), Alili (1), Zhyla (3), Schild, Kaletsch (4), Bader, Quni (2), Klampt, Platz, Matić (4), Antelmann, Onamade .
Trainer: Szymanski | Schönholzer
Abwesende: Řezníček, Koller.
Pfadi Winterthur: Wipf, Shamir; Ott (1), Bühlmann, Cohen (4), Lier (10/8), Störchli (1), Heer, Bührer, Radovanovic (5), Jud (4), Dechow, Freivogel (2), Svajlen.
Trainer: Brüngger | Cvetkovic | Schulz
Abwesende: Tynowski, Pecoraro, Sidorowicz, Vernier, Bräm (alle verl.).
323 Zuschauer; Schiedsrichter Castiñeiras/Zwahlen; SHV-Delegierter: Vitzthum; Strafen: 5:2; Verschossene Siebenmeter: 5/5 : 8/9.
Die nächsten NLA-Spiele:
Sa 12.09.2020 | 17:00 | Pfadi Winterthur vs. RTV 1879 Basel | AXA Arena Winterthur
Sa 19.09.2020 | 19:00 | Kadetten Schaffhausen vs. Pfadi Winterthur |BBC Arena Schaffhausen
Do 24.09.2020 | 19:30 | Pfadi Winterthur vs. TV Endingen | AXA Arena Winterthur
Sa 03.10.2020 | 17:00 | Pfadi Winterthur – HC Kriens-Luzern | AXA Arena Winterthur
EHF European League Qualifikation 2. Runde
Di 22.09.20 | xx:xx | GOG Gudme (DEN) vs. Pfadi Winterthur | SU’VI:T Arena Gudme
Di 29.09.20 | 18:45 | Pfadi Winterthur – GOG Gudme | AXA Arena Winterthur