Wenn 202 cm einfach zu gross sind
Pfadi Winterthur ist es trotz guter Ausgangslage kurz vor Schluss nicht gelungen einen spannenden und abwechslungsreichen Spitzenkampf für sich zu entscheiden. Nach einem Auf- und Ab für beide Teams kamen die Gäste in der Schlusssekunde zu einem direkten Freiwurf, welchen ihr Hüne Dominik Jurilj über die Pfadi Mauer hinweg rechts halbhoch zum vielumjubelten Gästesieg wuchtete. Die St.Galler waren damit glücklicher Sieger einer ziemlich ausgeglichenen Partie. In einem Spiel, welches ähnlich verlief wie jenes in der Hinrunde.
Der Auftakt in die erste Halbzeit begann für Pfadi insgesamt besser als sie dann vor ihrem Ablauf enden sollte. Anfänglich tasteten sich die beiden Offensiven erst einmal ab. Pfadi gegen das flache 6:0 der Gäste, diese gegen ein offensives 3:2:1 der Winterthurer. Es war schon da offensichtlich, dass sich Otmar vor allem über den Kreis hervortun konnte. Immer wieder wurde nach Übergängen eines zweiten Kreisläufers Tobias Wetzel gesucht. Dieser setzte sich denn auch fünf Mal durch. Auf Seiten von Pfadi Winterthur tat sich Marvin Lier hervor. Der Linksaussen war bis zur Halbzeit sieben Mal erfolgreich. Er war es auch, welcher massgeblich beteiligt war, dass die Seinen vom 5:5 (9.) zum 8:5 davonziehen konnten. Diese Differenz hatte mehr oder weniger Bestand bis zur 14. Minute (9:6). Dann kamen die Gäste wieder besser auf. Erst traf Maros, dann scheiterte Lier mit einem Siebenmeter an Aurel Bringolf, Pendic und Kaiser glichen aus. Die Pfader hatten sich vorne einige Fehler zu viel erlaubt und hinten wirkten sie zu zahm. Das zwang Adi Brüngger zum Timeout, er stellte auf ein etwas defensiveres 5:1 um, mit Heer als Frontmann. Diese Massnahme zeigte Wirkung, den Otmärlern unterliefen einige Abspielfehler, der lange Heer hatte wieder einmal für Unruhe gesorgt. Pfadi zog zum 13:11 (22.) davon, um im Nachgang einer Zweiminutenstrafe gegen Joël Bräm aber sogleich wieder den Faden zu verlieren. Fünf Treffer in Serie brachten die St.Galler bis zur 27. Minute ihrerseits nun drei Tore voran. Den Winterthurern fehlte hinten der Biss und vorne die Durchschlagskraft. Bis zur Pause konnte der Schaden aber in Grenzen gehalten werden (16:18).
Das Team von Adi Brüngger liess auch nach der Pause nicht locker. Jurca kassierte kurz nach Wiederbeginn eine Strafe, Jud nutzte den daraus resultierenden Siebenmeter zum Anschlusstreffer und tat dies nach einem Pendic-Tor per Wurf in den leeren Otmar-Kasten gleich noch einmal. Die Partie wogte nun hin und her, bis zur zum 26:28 immer mit leichten Vorteilen für die Gäste. Diese hatten mit Aurel Bringolf den besseren Keeper zwischen den Pfosten und dieser war nach der 47. Minute auch verantwortlich dafür, dass die Seinen vier Längen vorlegen konnten. 14 Paraden gelangen dem Nationaltorhüter, gegenüber sechs seiner beiden Gegenüber Dennis Wipf und Yahav Shamir. Und einer auf Gästeseite begann sich nun ganz besonders in Szene zu setzen. Dominic Jurilj, mit seinen 202 cm Grösse auf dem Feld der Höchste. Sieben astreine Tore aus dem Rückraum erzielte er bis am Schluss, allesamt in der zweiten Hälfte. Der Viertorevorsprung hatte allerdings nur Bestand bis zum 27:31 (50.). Denn nun begannen die Otmärler zu patzen. Innert sechs Minuten drehten die Pfader das Spiel wieder auf ihre Seite. Es war Kevin Jud, welcher zu seinem achten und letzten Siebenmeter in diesem Spiel antrat und mit einer Ausnahme auch diesen sicher zum 32:31 versenkte. Im Gegenzug kassierte Lukas Heer eine Strafe, in deren Folge erneut Jurilj traf und Sidorowicz postwendend mit einem Durchbruch konterte. Weil auch Pendic Erfolg hatte, stand die Partie 33:33, die Pfader kamen in Ballbesitz und 31 Sekunden vor dem Ende nahm Brüngger sein Timeout. Acht Sekunden vor Schluss unterlief ausgerechnet Jud ein Fehlzuspiel, den Gegenstoss unterbrach er gleich selber mit einem Foul, welches die Unparteiischen mit einer Zweiminutenstrafe ahndeten. Es folgte das nötige Timeout des Angreifers um die letzten Sekunden zu besprechen. Die St.Galler hatten noch fünf Zeigerticks Zeit, brachten aber ausser eines Freiwurfes in der Schlusssekunde nichts zu Stande. Der Ärger darüber war insbesondere bei Topscorer Andrija Pendic gross. Nur einer hatte da noch nicht fertig. Jurilj nutzte die Chance aus gut und gern zwölf Metern und tat dies dem Pfader Adir Cohen im Spiel in St.Gallen gleich. Er hämmerte die Kugel über die Deckung hinweg in die Maschen – nicht wie Cohen damals zum Unentschieden – sondern gar zum Sieg.
Die zwei Punkte nicht gestohlen
Auch die zweite Begegnung hätte nach diesem Spielverlauf eigentlich keinen Sieger verdient. Nur, diesmal hatten die Gäste den solideren Gameplan. Sie spielten ihre offensiven Tempo-Variationen in der Endphase eines Angriffs mit viel Druck, waren aus dem Rückraum mit allen Positionen gefährlich und – dank der offensiven Deckung Pfadi’s – nach Übergängen auch vom Kreis. Das überforderte die ansonsten gute Deckung der Gastgeber mehr als diesen lieb war. Sie besassen an diesem Abend auch den besseren Torhüter. Die Winterthurer Keeper wurden aber auch etwas gar oft von ihren Vorderleuten im Stich gelassen. Dem Team von Adi Brüngger fehlen zudem, in solchen Spitzenspielen augenfällig, seine beiden Rückraum-Linkshänder. Adir Cohen und Patrice Bührer geben sich auf ungewohntem Terrain jeweils sehr viel Mühe, sind aber in ihren Aktionen berechenbar. Trotz dieser Einschränkung ist den Gastgebern offensiv wieder eine gute Partie auf Augenhöhe geglückt. Sie haben – auch wegen Bringolf – etwas mehr von den Top-Chancen liegen gelassen. Das macht am Schluss auch den Unterschied. So gesehen haben die St.Galler den Sieg nicht gestohlen.
Pfadi Winterthur vs. TSV St.Otmar St.Gallen 33:34 (16:18)
Donnerstag 10. Dezember 2020, 19:15 Uhr, AXA Arena Winterthur
Pfadi Winterthur: Wipf, Shamir; Tynowski (2), Schönfeldt, Pecoraro, Cohen (2), Dechow, Sidorowicz (4), Lier (8/1), Dörflinger, Heer (2), Bührer, Jud (10/7), Bräm (1), Freivogel (4), Svajlen.
Trainer: Brüngger | Cvetkovic | Schulz
Abwesende: Ott, Pfister, Störchli, Radovanovic, Vernier (alle verl.). Schönfeldt, Dechow, Dörflinger (n.e.).
TSV St.Otmar St.Gallen: Kindler, Bringolf; Hörler, Fricker (2), Gwerder, Pendic (8/1), Wüstner, Bamert, Geisser (2), Jurilj (7), Haas, Wetzel (7), Kaiser (1), Jurca (4), Maros (3).
Trainer: Cordas (gesperrt) | Dittert | Svajlen.
Abwesende: Höning.
50 zugelassene Zuschauer; Schiedsrichter: Brunner | Salah; SHV-Delegierter: Rätz; Strafen: 4:4; Siebenmeter: 8/10 : 1/1.
Fotos: Martin Deuring | Fotogalerie | www.deuring-photography.com
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Die nächsten NLA-Spiele:
Mi 16.12.2020 | 20:00 | HSC Suhr Aarau vs. Pfadi Winterthur | Aarau (wird wegen Quarantäne Gegner verschoben)
Fr 18.12.2020 | 19:30 | Pfadi Winterthur vs. Wacker Thun | AXA Arena Winterthur
Mi 23.12.2020 | 19:15 | Pfadi Winterthur vs. Kadetten Schaffhausen / AXA Arena Winterthur (Live SPORT1)