Drohende Niederlage in letzter Sekunde abgewendet
27:27 (13:11) – Das war kein Spiel für schwache Nerven. Es dominierte ein Auf und Ab mit vielen Führungswechseln. In zwei Schwächeperioden der letzten Spielminuten beider Halbzeiten büsste Pfadi Winterthur durch Unzulänglichkeiten im Angriff jeweils eine positive Resultatvorlage ein. Es war einem stark verbesserten Kevin Jud vorbehalten, eine Sekunde vor dem Ende den letzten Treffer der Partie zu erzielen und damit den wichtigen Auswärtspunkt für Pfadi zu sichern. Auf Grund des Spielverlaufs ist das Unentschieden für beide Teams nach zuletzt mehreren Punktverlusten der gerechte Lohn.
Vierundvierzig Sekunden dauerte es dann bekam Pfadi’s Markus Dangers direkt eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt. Er hatte Max Höning bei seinem Schussversuch etwas am Leibchen gezupft, dieser traf mit dem Knaller daraufhin Keeper Matias Schulz am Kopf. Pfadi’s Hüter blieb kurz benommen liegen, bezahlte den Treffer mit einem geschwollenen Auge und spielte danach eine gute Partie, bis er zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Das Spiel war schnell lanciert. Und es sollte fortan hin und her wogen, vor allem spannend bleiben. Die Winterthurer waren gewillt, besser als in den Partien als zuvor aufzutreten und sie taten es auch. Bis zum 5:4 aus ihrer Sicht lagen sie vorne, danach übernahmen die Otmärler die Führung. Nachdem diese gegen Pfadi’s offensive 3:2:1 Deckung mehrmals ungehindert von den Flügeln an den Kreis laufen konnte, stellte Adi Brüngger nach 18 Minuten die Deckung um, brachte Heer als Speerspitze im etwas defensiveren 5:1-System. Für Schramm kam kurz zuvor Adir Cohen welcher gleich zum 7:7 traf. Der junge Israeli brachte ebenso Druck auf die linke Seite wie der Deutsche, im gelangen in Folge zwei weitere Treffer ehe er knapp zwei Minuten vor Halbzeit mit einer schmerzhaften Oberschenkelprellung vom Feld musste und nicht mehr antreten konnte. Die Gäste hatten nach erneutem Führungswechsel nach 25 Minuten vorgelegt, als TSV-Coach Andy Dittert zum Time-Out rief. Dieses zeigte insofern Wirkung, als Pfadi gleich mehrmals mit technischen Fehlern, Fehlwürfen und einem Zeitspiel an der zupackenden Deckung scheiterte. Tobias Wetzel, Rares Jurca mit einem Siebenmeter und Spielertrainer Bo Spellerberg mit dem direkten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit bestraften diese Unzulänglichkeiten mit der 13:11-Pausenführung.
Spannung pur in Halbzeit Zwei
Im Verlauf der ersten gut elf Minuten nach der Halbzeit lagen dann die Gastgeber mit bis zu drei Treffern voran. Es gelang ihnen allerdings nicht, diesen Vorsprung weiter auszubauen. Das hatte auch damit zu tun, dass dem für Schulz eingewechselten Simon Schelling in dieser Phase vier sehr wichtige Paraden gelangen. Er hielt damit die Hoffnung für die Seinen im Spiel, seine Vorderleute dankten es ihm mit einem erneuten resultatmässigen Herantasten an den Gegner. Mit dem 17:18 wechselte die Führung ein weiteres Mal, um danach aber rasch wieder auf die andere Seite zu kippen. Das Spiel war weiter umstritten und es zeichnete sich zusehend eine nochmals spannendere Schlussphase ab. In der 50. Minute musste Jurca nach einem Foul für zwei Minuten vom Feld, Kevin Jud verwandelte den fälligen Penalty im Nachschuss. Der ein weiteres Mal sehr sichere, vierfache Torschütze Joël Bräm stellte auf 25:23. Pfadi behielt nun den Zweitorevorsprung, aber wieder nur für vier Minuten bis zum 26:24 durch Kevin Jud. Danach passierte exakt dasselbe wie zum Ende der ersten dreissig Minuten. War es dannzumal vor allem Yannick Ott welcher schnitzerte, traf es gegen Schluss ebenso gleich drei Mal Radovanovic. Topscorer Andrija Pendic zwei Mal und der schnelle Jan Gwerder nutzten die Unsicherheiten zur Eintore-Führung für St.Gallen. Zu spielen waren in diesem verrückten Spiel noch 52 Sekunden. Pfadi hatte den Ball, Adi Brüngger nahm das erwartete Timeout 23 Sekunden vor Schluss. Mit einem Verzweiflungswurf und gutem Auge nutzte Kevin Jud dank seinem insgesamt achten Treffer, davon sieben in der zweiten Halbzeit, diese letzte klitzekleine Möglichkeit eine Sekunde vor Abpfiff und erzielte den verdienten Ausgleichstreffer.
Endlich Zeit für eine gute Vorbereitung
Einen Sieger hätte diese Partie wahrlich nicht verdient. Je vier Mal pro Halbzeit wechselte die Führung. Keine Mannschaft hatte es nach drei (St.Otmar) beziehungsweise vier verlorenen Partien geschafft, sich entscheidend abzusetzen. Das Spiel lebte von den beiderseitigen Nervositäten und der Spannung. Die Teams waren denn auch gleichsam glücklich, endlich wieder mal zu punkten. Für Pfadi kommt es nun gelegen, nach sechs harten Fights in nur gerade siebzehn Tagen einmal wieder ein Spiel richtig vorzubereiten. In sieben Tagen wartet der nächste Gegner aus der Spitzengruppe. Beim HC Kriens-Luzern ist eine nochmals gesteigerte Leistung notwendig. Immerhin, Pfadi’s Spielmacher Kevin Jud hat in der zweiten Halbzeit angedeutet, wieder zu seiner Form zurück zu finden. So wie er auftrat, war er jedenfalls wieder ganz der Alte. Aber es wird in Luzern auch noch andere brauchen, die wieder zünden.
Telegramm
TSV St.Otmar St.Gallen – Pfadi Winterthur 27:27 (13:11)
Samstag, 30. November 2019, 17:30 Uhr, Kreuzbleiche St.Gallen
TSV St.Otmar St.Gallen: Kindler, Bringolf; Spellerberg (4), Svalastog, Hörler, Fricker (2), Gwerder (5), Pendic (5), Wüstner, Bamert (1), Rauch, Wetzel (4), Jurca (4/2), Höning (2).
Spielertrainer: Spellerberg
Abwesende: Geisser, Jurilj, Kaiser (alle verl.).
Pfadi Winterthur: Schulz, Schelling; Quni, Ott, Pecoraro (2), Cohen (3/1), Dangers (4), Störchli, Heer (1), Bührer, Radovanovic (3), Jud (8), Bräm (4), Freivogel, Svajlen, Schramm (2).
Trainer: Brüngger
Abwesende: C. Tynowski, (verl.), Vernier (krank); Huber, Schönfeldt (NLB).
910 Zuschauer; Schiedsrichter Castiñeiras/Zwahlen; Delegierter Hediger; Strafen: 1:2; Siebenmeter: 2/3 : 1/2.
Bilder Martin Deuring | deuring-photography.com
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Nächste Heimspiele in der AXA Arena:
Mi. 11.12.2019 | 19:30 Uhr | Pfadi Winterthur – RTV 1879 Basel
So. 22.12.2019 | 17:30 Uhr | Pfadi Winterthur – Kadetten Schaffhausen (WIN4-Gamedays)
Fr. 03.01. bis So. 05.01.2020 | Yellow-Cup (SHV-Vierländerturnier)
Sa. 25.01.2019 | Pfadi4Ever Celebration-Day | 1990er vs. 2000er & Pfadi Winterthur – MT Melsungen
So. 02.02.2020 | 17:00 Uhr | Pfadi Winterthur – BSV Bern