Das Ende fühlt sich noch weit weg
Es werden Adi Brünggers letzte Spiele an der Seitenlinie von Pfadi Winterthur sein. Zeit deshalb, sich mit dem verdienten Trainer über die bevorstehenden Wochen, seine Ziele und die Zeit danach zu unterhalten.
Adi, du bist zwar mit Pfadi Winterthur durch und durch Playoff-Erfahren, aber wie fühlt sich das diesmal an, so kurz vor dem Ende?
Es fühlt sich an wie immer – ich habe die bevorstehenden Spiele gegen Basel im Kopf, wie wir gegen welchen Spieler des RTV decken, mit welchem Angriffskonzept wir gegen welche Abwehrformationen arbeiten. Was tun wir, wenn Spieler x ausfällt, was machen wir, wenn System y nicht funktioniert, etc. Irgendwie fühlt sich das «Ende» also noch ziemlich weit weg an.
Vierzehn Jahre lang tagtäglich mit Herzblut ein Team geformt und daran gearbeitet, jeden Tag mit Gedanken daran. Da sind Entzugserscheinungen wohl vorprogrammiert. Hast du dich schon irgendwie darauf vorbereitet?
Nein, ganz und gar nicht. Ich befürchte, dass mir mit all den beruflichen Engagements und Herausforderungen auch nicht so schnell langweilig wird. Ich bin selber sehr gespannt darauf, wie sich alles ohne Handball und Pfadi anfühlen und entwickeln wird.
Ihr habt bisher sehr gute Arbeit abgeliefert. Woran habt ihr in den vergangenen Tagen noch geschliffen? Was hat dem Trainer gepasst, was nicht?
Wir haben momentan zu viele verletzte Spieler, das macht mir am meisten Sorgen. Wir arbeiten daran, sie so rasch als möglich fit zu bekommen und wieder in unser Spiel zu integrieren. Durch die Ausfälle und die mit der Nationalmannschaft abwesenden Spieler war Arbeit im taktischen Bereich in den letzten Tagen nur sehr bedingt möglich. Wir haben die Zeit genutzt für individuelles Training und um uns im athletischen Bereich nochmals ganz fit zu machen.
Deine persönlichen Ziele für diese letzten Spiele mit Deiner Mannschaft?
Ich erwarte, dass wir in den Playoffs unser Leistungsoptimum erreichen. Und natürlich habe ich einen grossen Traum und eine klare Vorstellung davon, wie ich meine Zeit hier beenden möchte.
Wir starten gegen den RTV 1879 Basel. Da sollte man irgendwie locker durchkommen. Was ist angesagt, wie kann es gegen die Schwarz-Weissen richtig kommen?
Mit der richtigen Einstellung. Wenn man denkt, dass man in den Playoffs irgendwo etwas geschenkt bekommt, ist man sehr schnell in den Ferien.
Hast Du Dir schon Gedanken zum Halbfinale gemacht, oder kommt das erst später? Da warten ja dann erst die richtigen Brocken.
Nochmals: Teams, die sich Gedanken zum ½-Finale machen, bevor das ¼-Finale überhaupt begonnen hat, kommen oft gar nicht im ½-Finale an…
Zuletzt gab’s wieder einige Abwesende. Wie sieht es an der Front der Angeschlagenen aktuell aus? Ist das überhaupt Thema? Ihr habt das ja in den letzten Jahren ohnehin immer sehr gut weggesteckt und nie gross Aufhebens darüber gemacht.
Aufhebens machen wir auch in diesem Jahr nicht. Ich gehe davon aus, dass mit Ausnahme von Pascal Vernier alle Spieler im Laufe der Playoffs wieder eingesetzt werden können.
Die Saison wird pandemiebedingt für Euch möglicherweise sehr lang (bis Ende Juni) dauern. Da hat es kaum mehr Platz für Erholung bis zur Vorbereitung der nächsten Spielzeit. Wie soll das gehen? Was macht der (Ex-)Trainer dann in dieser Zeit? Schon Pläne?
Die Spieler brauchen auf jeden Fall eine Pause, wie lange die sein wird, bestimmt Goran. Und der Ex-Trainer macht im Juli dann wohl Ferien und Handball-Detox.
Hier noch einige Stichworte, bitte um kurze Antworten
Handball-Nati
Für eine Sportart mit eher wenig Beachtung in der Öffentlichkeit von immenser Bedeutung. Das Team macht Spass.
RTV 1879 Basel
Eine unangenehme Mannschaft mit nicht zu unterschätzender individueller Qualität.
Meistertitel
Dafür arbeiten wir seit sehr, sehr langer Zeit.
Kronfavorit
Das sind wohl noch immer die Kadetten – mit Pfadi, Kriens, Suhr, Otmar und Thun ist der Fundus an valablen Herausforderern aber wohl ziemlich gross.
Abschied
Der wird ein wenig schmerzen, das ist normal, wenn die Beziehung gut war!
Pfadi Winterthur
Eine Institution in Winterthur und im Schweizer Sport – Eine Herzensangelegenheit für mich
Zukunft
Da halte ich mich an Pythagoras: «Das Gestern ist fort – das Morgen noch nicht da. Leb‘ also heute»
Danke Adi. Dir und dem Team wünschen wir für die nächsten Wochen eine ganze Menge fighting Spirit und viele Erfolge. Und dass ihr am Schluss zuoberst auf dem Gipfel steht, ihr hättet das – auch für einen runden Abschluss deiner Karriere – völlig verdient.
Fotos: Martin Deuring (www.deuring-photography.com)