Im Berner Oberland ist es eben schön
Das Los und der Spielplan haben es bestimmt. Pfadi Winterthur reist innert vier Tagen zwei Mal ins Berner Oberland. Erst zum Cup-, dann zum Meisterschaftsspiel. Die Aussichten an den Gestaden des Thunersees sind für Touristen bei schönem Wetter imposant und bleiben eindrücklich in Erinnerung. Aber nur, wenn das Wetter stimmt – und es die Zähler auf dem Punktekonto der sportlichen Gäste in der Lachenhalle nach dem Spiel auch tun. Dafür sind gerade wegen der derzeitigen Angeschlagenheit des Gegners einige sehr gute Eigenschaften im Reisegepäck mitzubringen.
Die Gastgeber waren auch schon stilsicherer unterwegs und man rätselt etwas darüber, ob dies wohl mit dem bevorstehenden Wechsel von Trainer Martin Rubin zum Ligakonkurrenten BSV Bern zu tun haben könnte. Der zusammen mit Pfadi’s Trainer Adi Brüngger beim selben Verein dienstälteste Mann an der Seitenlinie wechselt auf die nächste Saison zum Kantonsrivalen in die Bundesstadt. Das wurde bereits gegen Ende Juli kommuniziert. Dieser frühe Zeitpunkt könnte da und dort Irritationen ausgelöst haben, selbst unter der Tatsache, dass Rubin zusammen mit seinem Assistenten Remo Badertscher in seiner langen Zeit für die Thuner alles herausgeholt hat was Möglich und oft auch Unmöglich gewesen ist. Zum Saisonstart gab’s jedenfalls gleich die Auswärtspleite beim HC Kriens-Luzern, danach immerhin den knappen Heimsieg über den TSV St.Otmar St.Gallen. Suggerierte das einen Aufwärtstrend? Mitnichten, denn die 15-Tore Niederlage in Aarau war dann bereits die zweite, unerwartet deutliche Schlappe. Natürlich kann man, angesichts der von Vielen prognostizierten Steigerung sowohl in der Innerschweiz als auch beim HSC Suhr-Aarau, solche Auswärtspartien verlieren, aber deren Deutlichkeit kam doch überraschend zu Stande. Nach den “Pflichtsiegen” beim TV Endingen und bei GC Amicitia Zürich und dem zwischenzeitlichen Heim-Remis gegen den BSV Bern setzte es vor Wochenfrist zu Hause gegen den zugegebenerweise erstarkten RTV Basel eine weitere, vorab auch in ihrer Höhe überraschende Fünftore-Klatsche ab. Bei den Kadetten verloren die Berner Oberländer dann gleich mit sechzehn Treffern Differenz. Bei solchen Resultaten, Rang Sieben nach acht Runden und der allgemein gültigen Logik, das könne doch nicht sein, wenn man lange Jahre immer in in der Tabellenspitze mit dabei gewesen sei, ergeben sich logischerweise einige erste Fragezeichen.
Ein angezählter Gegner – was das bedeutet
Natürlich fehlt den Thunern in diesen Corona-Zeiten die aussergewöhnliche, anstachelnde Ambiance in der meist sehr gut bis “überlastet” gefüllten Lachenhalle. Die Thuner verstanden es als Heimteam meisterlich, aus der inspirierenden Unterstützung von den Rängen Energie und Profit zu schlagen. Der Druck lastet nun gewissermassen etwas einsam auf den Spielern und dem Staff von Pfadi’s Doppelgegner in dieser Woche. Trotzdem stellen sich Viele der zwangsweise Wenigen die Frage: Rettet die Thuner der Schweizer-Cup, die erste der nächsten Möglichkeiten? Befreien sie sich tatsächlich mit einem Sieg am Mittwoch, steigen natürlich Zuversicht und Hoffnung gleichermassen, es auch vier Tage später in der Meisterschaft nochmals packen zu können. Und dann wieder den Anschluss zu finden, an die aussergewöhnlich breite Spitzengruppe. Davor sollten die Winterthurer besonders gewarnt sein. Ein angeschlagener Gegner ist oft zäh im Nehmen, bäumt sich gegen drohendes Ungemach ganz besonders auf. Das Team von Adi Brüngger wird dem von Anbeginn einen Riegel schieben müssen. Nochmals darauf zu hoffen, zuvor Verpasstes wie zwei Mal zuletzt in der Schlusssekunde doch noch einigermassen regeln zu können, wäre wohl vermessen. Die spielerischen Qualitäten sind da, dem Spiel von Anbeginn den Stempel aufzudrücken, selbst in der Thuner Lachenhalle und vor allem gegen einen angezählt wirkenden Gegner. Nur, man muss es konsequent in Defensive und Angriff tun, von A-Z, ansonsten man schnell einmal in die Bredouille geraten kann.
Motivationsspritze für Aleks Radovanovic …
Er spielt derzeit in Pfadi’s Team eine der tragenden Rollen: Aleksandar Radovanovic. Auf 47 Tore hat es der 26-Jährige in bisher sieben NLA-Partien gebracht. Das ist mittlerweile auch dem neuen serbischen Nationaltrainer, dem Spanier Toni Gerona aufgefallen. Dieser hat Radovanovic zum zweiten Mal nach 2015 für die nächsten Lehrgänge bis im Juni 2021 für die Nationalmannschaft Serbiens aufgeboten. Erst geht es zu Hause gegen Griechenland, danach auswärts gegen Belgien. Das dürfte für Radovanovic eine neuerliche Motivationsspritze bedeuten. Der bei Partizan Belgrad gross gewordene, ist danach via Kragujevac und den HC Kriens-Luzern auf die letzte Saison hin zu Pfadi gestossen. Nach langer Verletzungspause hat er nun richtig Tritt gefasst, ist in seiner Entwicklung und Integration einen richtig schönen Schritt nach vorne gekommen. Das schnelle Spiel mit Mittelmann Kevin Jud gefällt dem für einen Rückraumspieler eher kleingewachsenen und smarten Linkshänder. Dessen Qualitäten kommen, vor allem auch dank der Rückkehr des derzeit verletzten Roman Sidorowicz, so richtig zum Tragen. Das Fehlen des leichtfüssigen und sprunggewaltigen Sidorowicz müssen nun in der Offensive Adir Cohen und Jannic Ott, fallweise auch Lukas Heer kompensieren. Nach dem letzten Spiel hat Coach Adi Brüngger angesagt, dass auf dieser Position mehr Druck auf die Defensive des Gegners ausgeübt werden müsse. Davon soll auch Radovanovic profitieren.
… und Adir Cohen
Auch der junge Israeli Adir Cohen hat ein Aufgebot für die beiden EURO-Qualifikationsspiele seines Nationalteams erhalten. Da diese in Portugal und Island stattfinden und beide Länder auf der aktuellen Quarantäneliste des Bundesamtes für Gesundheit BAG aufgeführt sind laufen nun Abklärungen, ob es für die Teilnahme Cohen’s eine Ausnahmebewilligung geben wird. Das war schon bei den Dänen von GOG Gudme so, bei deren Arbeitsaufenthalt in Winterthur wurden sie einfach in ihrem Mannschaftshotel “in die Blase gesteckt”, quasi also auf einer Etage die ganze Zeit über – abgesehen von Trainings und dem Spiel – eingeschlossen. Eine 10-tägige Quarantänezeit von Adir Cohen will man nach dessen Rückkehr aus der Nationalmannschaft beim Verein logischerweise nicht. Die Personaldecke ist ja ohnehin knapp genug. Das Prozedere gilt übrigens auch für Radovanovic, weil die Serben in Belgien anzutreten haben. Es wird auch bezüglich Länderspielen ein sehr komplizierter und aufwendiger Herbst.
Bilder zVg. und Martin Deuring | www.deuring-photography.com
Schweizer Cup Achtelfinal
Wacker Thun vs. Pfadi Winterthur
Mittwoch, 14. Oktober 2020 | 19:30 Uhr | Lachenhalle Thun
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Sa 24.10.2020 | 19:00 | BSV Bern vs. Pfadi Winterthur | Mobiliar Arena Gümligen
Mi 11.11.2020 | 19:30 | Pfadi Winterthur vs. GC Amicitia Zürich | AXA Arena Winterthur
So 15.11.2020 | 17:00 | Pfadi Winterthur vs. RTV 1879 Basel | AXA Arena Winterthur