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Am Sonntag ist Start zum Playoff-Halbfinal

Er hat in den vergangenen Wochen und Tagen so richtig aufgedreht. Pfadi’s Kapitän und Nationalspieler Cédrie Tynowski hat Fahrt aufgenommen. Gerade richtig zu den Playoff-Halbfinals. Was der erst 22-jährige über Vergangenes, Zukünftiges und seine Rolle denkt? Wir haben bei ihm nachgefragt.  

Cédrie, normalerweise wird man Teamkapitän als einer der altgedienten Haudegen. Du bist gerade mal 22 Jahre alt und schon mit dieser Würde beauftragt. Wie fühlt sich das an, in dieser Saison nicht nur sportlicher Herausforderungen?

Cédrie Tynowski: Es ist bei mir vor allem mit Stolz verbunden, dieses Amt inne zu tragen. Klar bringt es neue Aufgaben und Erwartungen mit sich. Zudem befinde ich mich immer noch im Entwicklungsprozess zu einem «Leader».

Marcel Hess war dein Vorgänger. Ein grosser Sportler welcher sehr viel erreicht hat. Und nun folgt da auf einen mit viel Erfahrung ein ganz Junger. Weswegen und wie gelangt man eigentlich zu dieser grossen Aufgabe? Was für Eigenschaften braucht es dazu?

Cédrie Tynowski: Zu Beginn des Handballjahres (in der Vorbereitung im Sommer) werden im Team die Rollen verteilt. Dabei bestimmen Trainer und Co-Trainer den Captain sowie den Co-Captain. Ich glaube für diese Rolle braucht es jemanden mit sehr viel Herzblut für den Verein und das Team, einen unbändigen Kampfeswillen, jemanden der kommunikativ ist und sich nicht zu schade ist, auch mal laut zu werden. Letzteres muss ich noch besser umsetzen!

Diese Rolle, eher Bürde als Würde, oder etwas von Beidem? Ist sie belastend?

Cédrie Tynowski: Ganz klar Würde. Ich finde es ist ein schönes Gefühl als Captain voranzugehen. Logisch bringt es viele Aufgaben neben dem Feld und Herausforderungen mit sich. Aber ich glaube daran wächst man auch und das gibt einem enorm viel, auch für meine Persönlichkeitsentwicklung.

Beschreibe doch deinen Job etwas, beziehungsweise was ist dir persönlich wichtig in dieser Rolle?

Cédrie Tynowski: Mein Job ist es das Team zu führen und als Vorbild voranzugehen. Mir was es jedoch von Anfang an wichtig, dass ich nicht alleine in der Verantwortung stehe. Mit Freivogel und Schulz habe ich zwei äusserst erfahrene Spieler als Unterstützung, die ebenso zum Team sprechen. Mit Svajlen haben wir einen Abwehrchef, der unsere Defense koordiniert. Kevin und Filip übernehmen den Part im Angriff. So sind wir breit aufgestellt und mir bleiben andere Aufgaben überlassen, in welchen ich meine Stärken einbringen kann. Sind es Teamevents mitgestalten, eine Teamsitzung abhalten oder ähnliches. Ich finde es wichtig, dass es nicht nur eine Führungsperson gibt in einer Mannschaft, sondern dass jeder seine Stärken einbringen kann.

Dein älterer Bruder Joël, ebenfalls ein Riesentalent wie du, musste seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. Ihr seid ein Herz und eine Seele, habt euch im Team bestens ergänzt. Wie gelang es dir, dies zu verdauen?

Cédrie Tynowski: Die Geschichte rund um Joël stimmt mich enorm traurig. Mit zu erleben wie der Traum deines Bruders aufgrund von Verletzungen platzt war nicht einfach. Wenn jemand sein ganzes Leben dem Sport untergeordnet, auf vieles verzichtet und alles investiert hat und dieses ganze Leben von heute auf morgen vorbei ist, dann ist das traurig. Zudem finde ich es schade, dass wir uns nicht mehr täglich sehen, nicht mehr so viel Zeit miteinander verbringen. Wir müssen uns nun zwischen all unseren Terminen und seinen Arbeitszeiten verabreden. Das ist schon etwas merkwürdig.
Für mich ist es allerdings schön zu sehen, dass er mit Hilfe von einem Jobwechsel neue Herausforderungen angenommen hat und nun einen anderen Weg geht. Ich sehe wie ihm das gefällt, wie ihm die Distanz zum Handball gut tut. Das hilft natürlich auch mir, mit der ganzen Situation umzugehen.

Zum Sport. Die bisherige Saison verlief trotz vieler Absenzen von Schlüsselspielern, dem Aus von Joël und dem Abgang von Roman Sidorowicz in die Bundesliga top. Woran lag’s, dass ihr diese Ausfälle derart gut kompensieren konntet?

Cédrie Tynowski: Unser Team hat einfach Charakter gezeigt. Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft, wie wir das geschafft haben. Egal was rund um das Team und den Verein geschah, wir haben es immer geschafft den Fokus auf das zu legen, wozu wir hier sind: erfolgreich Spiele zu bestreiten. Dafür war es nötig, dass wir als Team noch enger zusammenrücken, uns auf dem Feld zerreissen und noch mehr Leidenschaft zu entwickeln. In dieser personellen Lage trotzdem als Nummer 2 in die Playoffs zu starten, verdient Respekt. Nichts desto trotz können wir uns von den bisherigen Resultaten nichts kaufen. In den Playoffs beginnt die Saison von neuem.

Die Viertelfinals waren fünf Halbzeiten plus zwei mal fünf Minuten einer Verlängerung sehr umstritten. Dann habt ihr zum Schluss innert 27 Minuten alles gerichtet. War der HC Kriens-Luzern derart stark oder habt ihr einfach noch die grosse Luft nach oben frei geschaufelt?

Cédrie Tynowski: Kriens-Luzern hat sicherlich das Beste aus ihren Möglichkeiten herausgeholt und uns vor Probleme gestellt die zu lösen waren. Sie haben uns mit ihrer gut eingestellten 6-0 Abwehr, schnellen Gegenstosstoren und schnörkellosen Angriffen Paroli geboten. Wir sind allerdings cool und abgeklärt damit umgegangen und haben immer in unser Spielsystem und unsere Qualitäten vertraut. Gerade in Spiel 2 als mit der Schlusssirene der Ausgleich fiel, die Halle tobte und das Momentum scheinbar auf ihre Seite kippte war das enorm wichtig. Wir blieben ruhig, hielten an Bewährtem fest und sicherten uns den wichtigen Auswärtssieg.
Als kleines Fazit bleibt festzuhalten, dass wir sicher noch nicht am Optimum gespielt hatten. Fakt ist aber auch, dass man eine Serie nicht 3 zu 0 gewinnt und alles falsch gemacht hat. Wir haben vieles richtig gemacht und Selbstvertrauen getankt für das Halbfinale.

Nun folgt mit Wacker Thun ein alter Bekannter. Die sind nach einem Hänger wieder richtig hungrig, haben den starken HSC Suhr Aarau weg gearbeitet. Sie sind der amtierende Meister und diesjährige Cupsieger. Was zeichnet diese Mannschaft aus?

Cédrie Tynowski: Diese Mannschaft hat einen starken wenn nicht sogar den stärksten Team-Zusammenhalt aller NLA-Teams. Ihr Kampfgeist ist riesig und zusammen mit ihren Fans leisten sie grosses. Man merkt, dass sie von Martin Rubin richtig auf die Gegner eingestellt und trainiert werden. Sie sind ein sehr unangenehmer Gegner, welcher oftmals die Grenze zwischen hart und überhart ausreizen und damit sehr erfolgreich Handball spielen.

Vergangene Saison haben sie euch im Playoff-Final geschlagen. In dieser Spielzeit aber gelang Pfadi Winterthur zusammen mit dem Supercup drei Siege, dies bei einer knappen Niederlage zum Meisterschaftsstart in ihrer Halle. Liegen sie Euch in diesem Jahr besser?

Cédrie Tynowski: Ich glaube Wacker ist in dieser Saison nicht mehr die selber Mannschaft wie letzte Saison. Mit Rubin und Von Deschwanden sind zwei ihrer Top Torschützen nicht mehr dabei. Sie mussten andere Spieler integrieren und das ist nicht ganz einfach. Wie der Erfolg über die Kadetten im Cupfinal allerdings zeigt, hat das alles sehr gut geklappt und sie sind auf keinen Fall Aussenseiter. Titel sprechen für sich.

Wenn ihr Wacker eliminieren wollt, müsst Ihr eine unglaubliche Team-Performance hinlegen. Dazu gehören spielerische Qualitäten, aber auch viel Herzblut und Wille. Das könnten alles knappe Dinger werden. Was ist jetzt im Hinblick auf diese Serie wichtig?

Cédrie Tynowski: Wichtig ist, dass wir uns auf einen harten Fight einstellen müssen. Jeder muss bereit sein, falls nötig auch über fünf Spiele die notwendige Energie aufzubringen. In den Playoffs hat man einen anderen Rhythmus. Dabei spielt die Regeneration eine wichtige Rolle. Jeder steht dabei selber in der Verantwortung, dass er an Tag X seine beste Leistung abrufen kann.

Cédrie, du bist ein an vielen Fronten begehrter junger Mann. Nicht manchmal Sehnsucht nach etwas weniger Seriosität, etwas weniger Fleiss, Schweiss und Verantwortung?

Cédrie Tynowski: Nein. Logisch kommen die Familie, Freundin und Kollegen etwas kürzer. Aber was einem der Sport gibt, gleicht das wieder aus. Zusammen Erfolg und Misserfolg erleben, gemeinsam Herausforderungen angehen und Freundschaften, die entstehen, sind Dinge, die dich prägen. Die Zeit um Handball auf höchstem Niveau zu spielen ist kurz. Darauf folgen dann ja noch einige Jahre um Zeit für andere Dinge zu haben.

Halbfinal, vier Teams können noch Meister werden. Wir schenken dir vier Wünsche, welche du an dieser Stelle gerne ans Team und an die Fans platzieren kannst. Welche wären das derzeit?

Cédrie Tynowski: Die Axa Arena würde ich gerne einmal ausverkauft und bis auf den letzten Platz gefüllt erleben.
Ich wünsche mir dass das Team Spass hat an den Herausforderungen, die auf uns zukommen.
Ich wünsche mir allerdings nichts mehr, als endlich meinen ersten Meistertitel zu gewinnen.
Und als letzter Wunsch wünsche ich mir, dass Pfadi Winterthur diese schwierigen Zeiten übersteht und gestärkt daraus hervorgeht.

Deine persönliche Schluss-Botschaft an unsere Leser?

Cédrie Tynowski: Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Leuten bedanken, welche unser Team und unser Verein dieses Jahr unterstützt haben uns dies hoffentlich auch zukünftig tun. Es erfüllt uns mit Freude, wenn wir GEMEINSAM erfolgreich Spiele bestreiten und diese Erfolge mit EUCH teilen dürfen.

Danke Cédrie Tynowski für diese interessanten Einblicke, viel Erfolg für dich und dein Team!

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