Lukas Wernli_Interview_Michal Svajlen

Goran Cvetkovic und Michal Svajlen im Gespräch mit Lukas Wernli

Der Schweizermeister Pfadi Winterthur befindet sich dieser Tage im Trainingslager im österreichischen Kappl. Nach der intensiven morgendlichen Trainingseinheit und vor dem Teamevent am Nachmittag nahmen sich der neue QHL-Cheftrainer Goran Cvetkovic und der neue Assistenztrainer Mischa Svajlen Zeit für ein erstes exklusives Interview.

Das Gespräch über neue Rollen und den alten Ehrgeiz, über Erinnerungen sowie über Privilegien – in zwei Teilen.

Teil 2

Wie gestaltet sich eure Zusammenarbeit nun als Chef- und Assistenztrainer?
Goran Cvetkovic: «Es war von Anfang an mein Wunsch, den Trainerstab zu erweitern. Ich bin überzeugt davon, dass mehrere Köpfe und Augen besser in der Lage sind, alles so aufzufassen, dass es zum Erfolg führt. Für mich war daher sogleich klar, dass Mischa mein Assistenztrainer sein muss. Ich brauche ihn, weil er handballerisch genau gleich tickt wie ich. Ich war sein Mitspieler und sein Trainer – neu verstehe ich mich nun als sein Co-Trainer. Für mich sind bei der Zusammenstellung des Trainerstabes die Handball-Philosophie sowie die Loyalität die beiden entscheidenden Faktoren. Beide erfüllt Mischa zu einhundert Prozent. Dass er zudem unmittelbar nach seiner aktiven Karriere auf die Trainerbank wechselt ist ein unglaublicher Mehrwert für uns alle. Er ist im Denken nämlich auch immer noch Spieler. Dies macht seine Inputs noch viel wertvoller. Der Gap zwischen Team und Trainer wird dadurch viel kleiner.»

Wo liegen die Stärken eures neuformierten Teams?
Goran Cvetkovic: «Stärken lassen sich in unserem Kader überall ausmachen. Trotz unseres jungen Durchschnittsalters haben wir bereits viel Erfahrung in unseren Reihen. Gemischt mit dem enormen Potenzial erlaubt uns dies, einen verheissungsvollen Entwicklungsprozess anzugehen. Unser Spiel erhält zudem aufgrund dessen, dass wir mehr Spieler haben, die in beiden Spielhälften super einsetzbar sind, mehr Optionen und Variabilität. Wir sind daran, unser Spielkonzept genau darauf auszurichten.»

Michal Svajlen: «Wir hoffen, dass wir darauf aufbauend individuell sowie im Kollektiv noch stärker werden. Die Breite unseres Kaders soll es uns ermöglichen Spieltempo und -niveau auch bei Wechseln aufrecht zu erhalten. Das macht uns insgesamt noch unberechenbarer.»

Wie wertvoll ist es dabei eine Woche im Trainingslager daran arbeiten und gemeinsam Zeit verbringen zu dürfen?
Michal Svajlen: «Das hat uns in den letzten Jahren enorm gefehlt. Wir haben uns alle sehr darauf gefreut. Diese intensive gemeinsame Zeit hilft uns für die Integration der neuen Spieler ebenso wie für das Sportliche. Durch die vielen Wechsel müssen wir uns gegenseitig kennenlernen, dafür ist ein Trainingslager prädestiniert.»

Schätzt ihr es als Druck oder Privileg ein, nun jedes Spiel als Schweizermeister zu bestreiten?
Goran Cvetkovic: «Auf keinen Fall als Druck – als Privileg auf jeden Fall. Es ist eine Art Challenge, diese Wahrnehmung richtig anzunehmen und dabei auch die geforderte Portion Bescheidenheit, die wir als Gruppe ausstrahlen wollen, trotzdem immer wieder zu zeigen. Es ist uns bewusst, dass wir als Schweizermeister wahrgenommen werden und im Fokus stehen. Man soll spüren, dass wir stolz darauf sind, aber ebenso wollen wir ausstrahlen, dass wir damit noch lange nicht zufrieden sind. Wir versuchen dies in der Zusammenarbeit mit dem Team und in unserer Kommunikation zu entwickeln, dass wir selbstbewusst aber demütig nach weiteren Erfolgen streben. Wir wissen was wir erreicht haben, was wir übernommen haben und was wir zukünftig anstreben. Dies möchte ich an vorderster Front vorleben.»

Der Schweizermeister-Titel bringt das Privileg mit sich, in der Gruppenphase der European Handball League gesetzt zu sein. Was erwartet euch europäisch für eine Herausforderung?
Goran Cvetkovic: «Die Teilnahme als gesetztes Team an diesem europäischen Wettbewerb ist die schönste Belohnung für uns als Verein. Wir sprechen dies teamintern als Orientierung immer wieder an. Mischa und ich durften diese Erfahrungen als Spieler bereits sammeln – sie sind unvergesslich und unbezahlbar. Zehn solcher Spiele kommen nun für jeden von uns garantiert hinzu, in denen jeder für sich sowie wir als Team und Verein Geschichte schreiben können. Das wird eine grosse Herausforderung für uns, derer wir uns noch so gerne annehmen. Wir richten unsere Bemühungen dabei auch darauf aus, um in diesem Wettbewerb mitzuhalten. Die Vorfreude darauf ist bei uns allen jetzt schon riesig.»

Michal Svajlen: «Aus der Erfahrung als Spieler erinnere ich mich immer gerne an diese internationalen Spiele. Das ist auf und neben dem Feld nochmals ein anderes Level. Wer dies einmal erlebt hat, hat auf jeden Fall Hunger nach mehr. Ich freue mich deshalb besonders für die Jungs, dass sie dies zehn Mal erleben werden. Ich erhoffe mir, dass sie dies ebenso schätzen, wie ich damals und sie dies als Plattform nutzen werden, um ihre handballerischen Qualitäten zu zeigen. Um dies Jahr für Jahr zu erleben, dafür stehen wir tagtäglich in der Halle und betreiben diesen Aufwand.»

Die Belastung steigert sich dadurch enorm – wie gedenkt ihr damit umzugehen?
Goran Cvetkovic: «Die Belastungsthematik widerspiegelt sich in der Zusammenstellung unseres Kaders. Wir haben uns bereits im Frühling dieses Jahres mit der Eventualität beschäftigt, in der Saison 2021/22 zusätzlich im europäischen Wettbewerb vertreten zu sein. Dabei hast du entweder die Möglichkeit auf einen schmalen Kader mit einem bis maximal zwei Ausnahmekönnern zu bauen oder du vertraust auf das Entwicklungspotenzial eines breiten, ausgeglichenen Kaders. Wir haben uns dafür entschieden, weil wir als Trainerteam und Mannschaft neu starten. Dieser neue Weg soll auch auf dem Spielfeld auf mehrere Schultern verteilt werden. Diesbezüglich möchte ich dem gesamten Verein ein riesiges Dankeschön aussprechen. Die Unterstützung ermöglicht es uns genau mit dem Kader arbeiten zu dürfen, den wir uns erhofft haben.»

Die Saison wird mit dem SuperCup gegen den HSC Suhr Aarau am Samstag, 28. August 2021, in der AXA-Arena lanciert. Wie gross ist euer Hunger auf diesen ersten bzw. nächsten Titel?
Michal Svajlen: «Es ist unser Ziel den nächsten bzw. ersten Titel wieder nach Winterthur zu holen. Daran denken wir bereits heute ab und an. Was will man mehr, als in der eigenen Arena einen Final bestreiten zu dürfen!?»

Goran Cvetkovic: «Wir treten als Schweizermeister an und haben dementsprechend den Anspruch an uns, im für uns alle ersten Pflichtspiel der Saison zu gewinnen und den Titel zu holen. Die Vorfreude auf den SuperCup-Final ist riesig.»

Was würdet ihr euch abschliessend für eine Headline am Ende der Saison 2021/22 bzw. eurer ersten Saison als Chef- und Assistenztrainer von Pfadi Winterthur wünschen?
Goran Cvetkovic: «Pfadi Winterthur unterstreicht seine strategische Ausrichtung mit weiteren Erfolgserlebnissen.»

Michal Svajlen: «Pfadi Winterthur holt erneut den Schweizermeister-Titel – ‘back-to-back’.»

Goran Cvetkovic und Michal Svajlen im Gespräch mit Lukas Wernli | Teil 1