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Interview-Reihe mit den Pfadi-Cheftrainern

Die Meisterschaften sind für alle Pfadi-Teams im Mai 2023 zu Ende gegangen. Worauf unser Cheftrainer-Trio Goran Cvetkovic, Valentin Bay und Stevan Kurbalija zurückblickt und wie sie auf die kommende Spielzeit vorausschauen, verraten sie im Interview. Im dritten und letzten Teil kommt NLA-Cheftrainer Goran Cvetkovic zu Wort:

Goran, wie schaust du auf die Saison 2022/23 mit ein paar Wochen Abstand zurück?
Goran Cvetkovic: «Im Rückblick war es eine Saison, die ich in drei Phasen unterteilen würde. Wir haben in der ersten Phase der Saison etwas geschafft, dass ich zu diesem Zeitpunkt so nicht erwartet habe. Wir haben sehr schnell einen Handballstil entwickelt, der nach der Auftaktniederlage in Kriens zu einer elf Spiele andauernden Siegesserie geführt hat. Dies obwohl wir zum zweiten Mal hintereinander einen grossen Umbruch zu vollziehen hatten. Diesmal jedoch war er nicht von externen Neuzugängen geprägt, sondern von nachrückenden Eigengewächsen, die unser System und unsere Philosophie bereits im Nachwuchs erlernt haben. Die vier verpflichteten externen Spieler – davon zwei mit grossem internationalen Ruf – haben sich problemlos und umgehend integriert. Wir konnten aufgrund der Siegesserie ein Selbstverständnis und Selbstvertrauen aufbauen. Das leider nach der Niederlage im EHF European Cup auswärts in Israel verloren ging.»

…und die von dir angesprochene, zweite Phase einläutete?
Goran Cvetkovic: «Genau. Mit dieser fing die zweite Phase an. Wir haben in dieser zwar nicht so viele Spiele verloren, aber zu viele Spiele unentschieden gespielt. In der Meisterschaft hatte die Phase keinen wahnsinnigen Einfluss auf die Endplatzierung. Aber an deren Anfang und an deren Ende stand das Ausscheiden aus den zwei weiteren Wettbewerben (EHF European Cup und Mobiliar Schweizer Cup). Was uns da passiert ist, hat uns auch zum Ende der dritten Phase heimgesucht.»

Du sprichst Verletzungen zur Unzeit an?
Goran Cvetkovic: «Wir konnten in den entscheidenden Spielen leider nie mit der besten, wunschgemässen Aufstellung antreten. Dies gilt es in der Analyse zu berücksichtigen. Die Endplatzierung in der Meisterschaft ist, wenn man es realistisch einordnet und reflektiert, in Ordnung. Was bleibt ist der Fakt, dass wir als Pfadi Winterthur in einer weiteren Spielzeit oben dabeigeblieben sind. Wir haben in zwei Jahren 16 Abgänge verzeichnet und weitere junge Spieler wurden integriert. Sie haben so konstant auf höchstem Level performt wie selten zuvor. Was uns als Team jedoch sicherlich nicht gelang war ein Exploit.»

Wie ordnest du die Saison dementsprechend ein?
Goran Cvetkovic:
«Wenn man sich etwas distanziert und sie in den Zeitraum von 10 Jahren setzt, ist es eine weitere Saison. Man wird sich nicht aufgrund von Ergebnissen oder Titeln daran erinnern. Aber sie kann genau jene sein, die uns in unserem Vorhaben bestätigt. In der neue Kräfte dem Schweizer Handball vorgestellt wurden und in der unsere Ausrichtung bestätigt wurde. Man darf dabei nicht unterschätzen, dass wir viele nicht einmal 20-jährige Spieler in tragenden Rollen auf dem Feld haben. Diese strategische Idee und die Balance im Kader hat zu sehr attraktivem Handball geführt. Das hat definitiv auch mehr Menschen in die Hallen gezogen und neue Identifikationsfiguren für unseren Verein kreiert. Im Hier und Jetzt ist dies schön und bestätigt unsere Philosophie.»

Welche Botschaft an die Pfadi-Familie ist dir wichtig?
Goran Cvetkovic:
«Sie geht in beide Richtungen – zurück und nach vorne. Einerseits möchte ich mich herzlich bedanken für die Unterstützung in der abgelaufenen Saison. Es ist nicht selbstverständlich, dass über 1’200 Menschen im Schnitt unsere Heimspiele besuchen und auch nicht, dass wir viel Anerkennung und Zuspruch erfahren, wenn es mal nicht so läuft. Die Geduld, die die Pfadi-Familie mit uns hat, ist uns bewusst und hilft uns sehr, weil es zeigt, dass eine natürliche und gesunde Beziehung zwischen uns allen herrscht. Es bestätigt unser Projekt, dass wir dadurch gemeinsam immer mehr Menschen anziehen. Für die Zukunft wünsche ich mir die gleiche Unterstützung, weil wir sie brauchen und im Gegenzug versprechen, weiter bereit zu sein, die Pfadi-Werte nach aussen zu tragen. In jedem Spiel tragen wir das Pfadi-Trikot mit grossem Stolz. Beim Streben nach maximalem Erfolg werden wir dabei aber weiter demütig und bescheiden bleiben. Auch wenn es darum geht, Niederlagen einzustecken, zu verarbeiten und zu nutzen. Im Wissen, dass das ganze Konstrukt grösser ist, als ein Spiel, eine Niederlage oder auch ein Titel. Familiär ist das einzigartig.»

Die erste Vorbereitungsphase ist fast abgeschlossen. Was steht nach den Ferien bis zum Start der Saison an?
Goran Cvetkovic: «Aufgrund des etwas früheren Ausscheidens haben wir uns entschieden, die erste Phase im Juni mit Fokus auf den physischen Bereich zu gestalten. Nach den Sommerferien konzentrieren wir uns primär auf die handballerische, technische und taktische Entwicklung sowie auf die Integration der Neuzugänge.»

Wie blickst du auf die kommende Saison voraus?
Goran Cvetkovic: «Die Liga wird nochmals stärker sein. Die Verpflichtungen der Spitzenteams gehen auch mit den letztjährigen eines Viran Morros und Andy Schmid einher, die die Attraktivität der Quickline Handball League massiv gesteigert haben. Die Vereine entwickeln sich stetig weiter und stellen ihre Kader auf einem europäisch sehr anständigen Niveau auf. Das heisst für uns, dass die Konkurrenz nicht schlechter wird. Im Gegenteil. Der Kampf um die ersten Plätze wird interessant bleiben. Wir betrachten die Entwicklungen mit dem Vorteil, zu wissen, wie man an die Spitze kommt und sich dort etabliert. Auch wenn unser Team nochmals deutlich verjüngt wird. Wir wollen dies auch den neuen Spielern beibringen – im Sinne der Entwicklung. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir zukünftig noch moderneren und schnelleren Handball spielen wird. Damit bereiten wir unserem Umfeld Freude und der Konkurrenz weiter eine grosse Herausforderung. Dafür spricht und steht die Zusammenstellung unseres Teams: für jungen, dynamischen, frechen, attraktiven, frischen Handballsport, der zum Ziel hat, Pfadi Winterthur an der Spitze zu halten.»

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